Gaia-X ist mit großem Rückhalt und ebenso großen Hoffnungen gestartet. Doch an Hürden mangelt es dem Projekt nicht. Ausgestiegene Mitglieder, Kritik rund um den wachsenden Einfluss von US-amerikanischen und chinesischen IT-Unternehmen, gestrichene Mittel. Wie geht es weiter?
Trotz aller Unkenrufe, Gaia-X würde zu langsam voranschreiten: In den vergangenen Jahren, seit dem Start Ende 2019, gab es zahlreiche Erfolge und erreichte Wegmarken zu vermelden. Besonders hervorzuheben sind dabei die elf Leuchtturmprojekte, die 2021 auf den Weg gebracht wurden und vor wenigen Wochen die Zusage von mehr als 117 Millionen Euro an Fördergeldern vom Bund erhalten haben. „Die neue Bundesregierung unterstützt das europäische Projekt Gaia-X, mit dem eine vertrauenswürdige, souveräne Dateninfrastruktur aufgebaut wird“, untermauerte Franziska Brantner, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz. Die Leuchtturmprojekte hätten eine überregionale, europäische Strahlkraft und würden den Nutzen von Gaia-X in der Praxis demonstrieren.
Zudem ist die Implementierungsphase der Gaia-X Federation Services (GXFS) im vergangenen Februar vollständig gestartet. Sie soll Mitte des Jahres abgeschlossen werden und den technischen Unterbau für künftige Lösungen und Projekte schaffen. „Die Gaia-X Federation Services helfen, ein funktionierendes Gaia-X-Ökosystem aufzubauen“, erklärte Ernst Stöckl-Pukall, Leiter des Referates Digitalisierung, Industrie 4.0 im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. „Durch die Entwicklung von Open-Source-Code für die Kernfunktionen der Dienste wird GXFS die nötigen Werkzeuge anbieten, um Gaia-X-Föderationen einsatzfähig zu machen.“ Und so werde Gaia-X auch das Versprechen erfüllen, Akteure zusammenzubringen, die Entwicklung der nächsten Generation der Dateninfrastruktur zu unterstützen und ein offenes, transparentes und sicheres digitales Ökosystem zu gestalten.
Es sind hehre Ziele, die sich Gaia-X gesteckt hat. Gemeinsam wollen die zahlreichen involvierten Akteure eine eigene Dateninfrastruktur auf den Weg bringen, die europäische Datensouveränität stärken und somit nicht zuletzt die Abhängigkeit von amerikanischen und auch asiatischen Cloud- und IT-Infrastruktur-Anbietern reduzieren. Und dabei sollen stets „europäische Werte“ das Maß aller Dinge sein, wie der ehemalige Bundeswirtschaftsminister und wichtiger Gaia-X-Initiator Peter Altmaier zum Start des länderübergreifenden Vorhabens verkündete. Gaia-X schafft nicht etwa ein Produkt, eine Cloud oder gar einen eigenständigen Hyperscaler, sondern ein digitales Ökosystem, das Dienste unterschiedlichster Betreiber aus verschiedenen europäischen Ländern auf Open-Source-Basis verknüpft.
Potenzial hat Gaia-X gerade in Hinblick auf die nach wie vor bestehenden datenschutzrechtlichen Unsicherheiten beim Einsatz nicht-europäischer Cloud-Lösungen. Zwar etablieren sich zusehends auch lokale Betreiber, noch dominieren aber die Hyperscaler den globalen und auch den europäischen Markt. „Als Anbieter von Cloud-Infrastruktur hat Ionos natürlich ein Interesse daran, dass sich viele cloudbasierte Geschäftsmodelle in Europa entwickeln. Die Leuchtturmprojekte zeigen uns auch, was hier an Potenzial schlummert“, erklärt Rainer Sträter, Head of Cloud Development and Digital Ecosystems bei Ionos. „Zusätzlich finden wir es unglaublich wichtig, dass der Mehrwert von Datensouveränität für Unternehmen - nicht nur in Europa - stärker wahrgenommen wird.“