Netzwerk-Virtualisierung

Das passende Stück für jedes Szenario

22. November 2019, 14:04 Uhr | Autor: Claus Vaupel / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Ein neues Anwendungsszenario: Network Slicing auf Applikationsebene

Im Unterschied zu den Netzwerkbetreibern stellen Unternehmen mit ihrer Internet-IT ganz eigene Anforderungen an Network Slicing. Im Zeitalter der Cloud besteht beispielsweise der neue Bedarf, verschiedene Applikationen hinsichtlich der verfügbaren Bandbreite im Netz zu priorisieren. Office 365 ist das beste Beispiel, da für Teams oder Skype for Business ebenfalls Echtzeitübertragung ohne Latenz gefordert ist, im Gegensatz zu Datenanwendungen wie OneDrive oder Sharepoint. Durch die Cloud ist zunehmend mehr Datenverkehr für das Internet bestimmt, darum muss die verfügbare Bandbreite im WAN vorrangig geschäftskritischen Anwendungen zur Verfügung gestellt werden. Allerdings besteht zwischen Telko-Anbietern und Unternehmen ein grundlegender Unterschied hinsichtlich der Definition des Begriffs Applikation. Für das Unternehmen ist die Applikation ein einzelner Dienst, wie beispielsweise Gmail, Office 365, Salesforce oder Youtube.

Ein Provider versteht unter einem Dienst jedoch eher eine ganze Protokollfamilie, wie HTTPS oder RTP. Er kann nicht auf Basis der einzelnen Applikation unterscheiden, welche Bandbreiten-Priorisierung für den spezifischen Kunden und seine Applikationen erforderlich ist. Dementsprechend erhält das Network Slicing in Form von Bandbreiten-Management auf Ebene der Anwendungen eine ganz neue Bedeutung für Unternehmen – spätestens dann, wenn sich wichtiger Office-365-Datenverkehr das begrenzte MPLS-Netz mit Streaming-Anwendungen wie Youtube teilen soll. Network Slicing kann hier seine Vorteile ausspielen, in dem es den unterschiedlichen Applikationen unterschiedliche Slices zuordnet. Die Herausforderung ist jedoch, dass fest zugeordnete Slices nicht anderweitig genutzt werden können, obwohl diese nicht ausgelastet werden.

Bandbreiten richtig handhaben
Eine Unterscheidung auf Basis der URL der einzelnen Anwendungen ist eine Möglichkeit, das Ringen von bandbreitenhungrigen Applikationen um Netzwerkkapazität zu entschärfen. Eine cloudbasierte Plattform mit der Funktionalität, sehr granulare Bandwidth-Control-Richtlinien zu erstellen, kann gegebenenfalls Abhilfe schaffen. In einem solchen Szenario wird bereits vom Unternehmen definiert, welche Netzwerkkapazität und Bandbreite einzelnen Applikationen zusteht. Da jedes Unternehmen seine eigene Definition wichtiger Daten hat und daher unterschiedlich an die Priorisierung herangehen wird, muss der Datenverkehr zuerst intern kategorisiert werden. Dabei hilft die Einteilung der jeweiligen Anwendung nach Bandbreitenbedarf, anhand der Definition von Zielsystemen, oder anhand der URL der Applikation. Oder aber eine zeitliche Einteilung der Bandbreite, wie im Fall von Stoßzeiten (Peak), wenn Mitarbeiter aller Standorte an einer Videokonferenz teilnehmen müssen.

Unternehmen sollten bei ihrer Bandbreitenkontrolle ebenfalls die tatsächliche Leitungskapazität ihrer Standorte berücksichtigen, um die angenehme Benutzererfahrung von cloudbasierten Anwendungen nicht zu gefährden. Im Hinblick auf die Anbindung von Niederlassungen an das Internet erhalten Wide-Area-Netzwerke eine ganz neue Bedeutung. SD-WAN-Hersteller bieten, in unterschiedlicher Ausprägung, ebenfalls die Möglichkeit zum Network Slicing an. Allerdings hilft die Bandbreitenkontrolle in Zeiten zunehmender Mitarbeitermobilität an den festen Standorten allein wenig. Sobald die Anwender von unterschiedlichen Niederlassungen aus arbeiten, sollten die Richtlinien zur Bandbreitenkontrolle mit dem Nutzer – und nicht mit dessen Standort – verknüpft werden.

Verschiedene Puzzleteile einer Lösung
Network Slicing und das Verständnis der Dienste-Steuerung unterscheiden sich zwischen Unternehmen und Service Providern. Gemeinsam ist den Anwendungsszenarien, dass Network Slicing die Dynamik fördert, mit der sowohl Anbieter als auch Unternehmen sich auf ständig wandelnde Anforderungen einstellen können. Außerdem treiben Hardware und Software durch die Virtualisierung der Netzwerke weiter auseinander. Das aber trägt dazu bei, die Komplexität zu verringern. In der Praxis bewährt sich heute eine Kombination der verschiedenen Herangehensweisen, wobei klassisches MPLS, das Network Slicing, die Priorisierung von Standorten und Applikationen sowie SD-WAN-Ansätze jeweils Puzzleteile der Gesamtlösung sind. Zusammengebracht helfen sie Unternehmen, die Flexibilität und Kostenaspekte der Technologien voll auszuschöpfen.

Claus Vaupel, Sr. Manager Sales Engineering, Zscaler Zentral- und Osteuropa

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