Interview mit Claudera zu Big Data

Der Datengeist ist aus der Flasche

21. Oktober 2016, 11:46 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Strategien, Märkte, Stolperfallen

Was würden Sie Unternehmen raten, die gerade dabei sind, eine Strategie und die Einführung von Big Data und IoT zu entwickeln?

Pieterse: Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten, rate ich immer wieder, sich ein oder zwei Anwendungsfälle vorzunehmen – Anwendungsfälle, die wirklich wichtig sind und deren Erfolg auch für das Geschäft von Bedeutung ist. Diese Anwendungsfälle sollten sodann in bescheidenem Umfang angegangen werden. Auf diese Weise können die notwendigen Fähigkeiten im Umgang mit der neuen Technologie erlernt werden und es wird sich herausstellen, ob die Aufgabenstellung damit wirklich gelöst werden kann. Sobald Sie dies erledigt haben, ist eine Skalierung in Aufwärtsrichtung – die nötige Infrastruktur vorausgesetzt – bei linear steigenden Kosten ganz einfach, und nach unserer Erfahrung funktioniert das auch super.

Können Sie ein paar IoT-Anwendungsfälle  unter Nutzung von Cloudera-Hadoop-Technologie nennen?

Pieterse: Gerne. Da gibt es beispielsweise den Großen Hadronen-Speicherring (LHC) am CERN, der nicht nur enorme Mengen an Sensordaten erfasst, sondern auch eine effiziente, mehrstufige Pipeline zur Verarbeitung der aus den Experimenten gewonnenen Daten aufbaut. Dabei geht es darum, fortschrittliche physikalische Analytik auf die gewaltigen Datenmengen anzuwenden, die bei den Teilchenkollisionen am CERN erzeugt werden.

Das Smart Grid, das „intelligente Stromnetz“, stellt eine wichtige IoT-Anwendung unter Nutzung von Big Data-Technologie dar und wir wissen, dass einige der beteiligten Unternehmen dabei Hadoop einsetzen. Ein gutes Beispiel dafür ist Opower, das seine Services an Versorgungsunternehmen verkauft, die die Datenströme aus ihren Smart Meters über die Smart-Grid-Beobachtung erfassen, analysieren und nutzen möchten. Smart Meters – also intelligente Zähler – erzeugen inzwischen alle sechs Sekunden eine Ablesung, was die bislang monatliche Datenerfassung hinsichtlich der Informationsmenge erheblich ausweitet. Damit sind die Unternehmen in der Lage, über den Tagesverlauf hinweg ein sehr detailliertes Bild der Energienachfrage darzustellen.

Wer wird von den neuen Technologien am meisten profitieren?

Pieterse: Nach meiner festen Überzeugung werden Daten praktisch jeden Bereich des menschlichen Handelns einem Wandel unterziehen. Solange Sie oder ich leben, werden wir Mittel zur Heilung von Krebs finden, weil wir genetische Informationen und Umweltdaten auf nie zuvor da gewesene Weise analysieren können. Es wird Auswirkungen geben auf die Gewinnung und Verteilung von sauberem Wasser; auf die Erzeugung und Verteilung von Energie; in der Landwirtschaft, wo wir in der Lage sein werden, Getreide besser und dichter wachsen zu lassen. Nach meiner Überzeugung werden Daten in jedem Unternehmen zur Steigerung der Effizienz beitragen. Wenn Organisationen eine solche Gelegenheit nicht ergreifen, laufen sie Gefahr, im Wettbewerb unterzugehen.

Abschließende Frage: Wie sieht es mit den Themen Security & Datenschutz aus?

Pieterse: In jüngster Zeit wurde viel über Datenschutz und Edward Snowden und die NSA diskutiert, daher habe ich die Sorge, dass unser Spielraum angesichts dieser Diskussion auf ungerechte Weise eingeschränkt wird. Datenschutz ist und bleibt von Bedeutung. Und wir brauchen eine vernünftige Politik, sinnvolle Gesetze und Strafen, damit die Privatsphäre auf angemessene Weise durchgesetzt werden kann. Aber der Datengeist ist sozusagen aus der Flasche; ich glaube nicht, dass es möglich sein wird, ihn wieder zurück zu stopfen. Vor allem wäre es aus meiner Sicht aber ein Fehler, die Erzeugung und Sammlung von Daten zu beschneiden, denn ich glaube, dass Daten unserer Gesellschaft viel Gutes bringen können.

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