Infrastruktur

Die Ethernet-Story

30. September 2013, 14:15 Uhr | Dirk Jarzyna, Journalist und freier Mitarbeiter funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Vom Ein-Knoten-Ethernet zum Carrier-Ethernet

Eines der wichtigsten Ereignisse in der Ethernet-Erfolgsstory war der Sprung auf Twisted-Pair.
Eines der wichtigsten Ereignisse in der Ethernet-Erfolgsstory war der Sprung auf Twisted-Pair.
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Laut Metcalfe war das erste Ethernet ein Ein-Knoten-Ethernet, nichts wirklich Interessantes. Dann gab es zwei Knoten, die Michelson und Morley hießen – ironisch benannt nach zwei Physikern, welche die Existenz des Ethers anzweifelten. Schließlich wurde das Kabel durch das gesamte Gebäude verlegt.

Was war dabei die tatsächliche Innovation, so wie Metcalfe und Kollegen sie damals sahen? „In jenen Tagen war die große Innovation, einen Computer auf jeden Schreibtisch zu stellen“, sagt Metcalfe. „Kaum zu glauben. Wir stellten einen Computer auf jeden Schreibtisch und verlegten dann dieses Koaxialkabel im Korridor, und jeder schloss seinen Computer daran an. Und so füllte es bald das Gebäude.“

Die Vorteile zeigten sich unmittelbar, und so wollten andere Abteilungen ebenfalls ans Netzwerk angeschlossen werden. „Die Labs wollten angeschlossen werden, also erzeugten wir mit Hilfe eines Internet-Protokolls ein Internet, das die Forschungslabs von Xerox überspannte. Erst in den späten Siebzigern begannen wir, Xerox zu verlassen und Ethernet auch anderswo zu installieren.“

Im Februar 1979 vereinbarten Bob Metcalfe und Gordon Bell (DEC) die Weiterentwicklung des Ethernets zu einem Quasi-LAN-Standard (10 MBit/s). Die daraufhin gegründete DIX-Gruppe (DEC, Intel, Xerox) startete offiziell im Juni 1979 und veröffentlichte bereits im September 1980 die Spezifikationen des ersten Standards, Ethernet Version 1. Gleichfalls im Jahr 1979 gründete Metcalfe die Firma 3Com, Hersteller der ersten kommerziellen Ethernet-Karten. Das Institute of Electrical and Electronic Engineers (IEEE) griff die Ethernet-Idee auf und gründete die Arbeitsgruppe IEEE-802.3, die versuchte, aus den firmenspezifischen Spezifikationen einen internationalen Standard zu machen. Im Dezember 1982 legte IEEE den Entwurf unter der Bezeichnung „Carrier-Sense, Multiple-Access with Collision-Detection (CSMA/CD)“ für das „gelbe Ethernet 10Base5“ als Unapproved-Standard vor. Zur gleichen Zeit veröffentlichte die DIX-Gruppe die Spezifikationen für Ethernet Version 2, eine Anpassung an den IEEE-Entwurf. Es folgte die Arbeit am so genannten Cheapernet- oder Thinnet-Standard (10Base2) und im Juni 1983 wurde der IEEE-802.3-Unapproved-Standard vom IEEE-Standards-Board ratifiziert.

1984 veröffentlichen amerikanische Forscher im Request for Comments (RFC) 894 unter dem Titel „A Standard for the Transmission of IP Datagrams over Ethernet Networks“ die Anpassung der TCP/IP-Welt an das neue Übertragungsmedium. Im selben Jahr begannen die Arbeiten am Ethernet-on-Broadband- und den StarLAN-Spezifikationen (10Broad36 und 1Base5). 1985 wurde der Ethernet-Standard schließlich auch als ISO/DIS-8802/3-Standard weltweit veröffentlicht. Und erstmals wurde die magische Zahl von 100 Herstellerfirmen überschritten, die von Xerox eine Lizenz zur Produktion von Ethernet-Produkten erhalten hatten. Im Juni dieses Jahres ermöglichte der RFC 948 erstmals die Unterstützung der TCP/IP-Protokolle auf den offiziellen IEEE-802.3-Netzwerken.

Die Jahre zwischen 1980 und 1990 waren geprägt von etwas, das wir heute als „LAN-Wars“ bezeichnen, der Kampf zwischen Ethernet und dem Rivalen Token-Ring von IBM. Bob Metcalfe erinnert sich: „Zu den Waffen der LAN-Wars zählte zunächst die Promotion des Standards mit Slogans wie ‚Get on the Ethernet Bus‘ oder ‚I´m plugging Ethernet‘. Das dauerte zwei oder drei Jahre. Und dann passierten zwei Dinge, die enorm halfen. Das erste war das Auftauchen des IBM-PCs im August 1981. Endlich ein PC, der Ethernet gerecht wurde – für den 8-Bit-Apple-II war Ethernet ja riesiger Overkill, aber für den IBM-PC funktionierte es. Und der zweite Durchbruch in den späten 80ern war der Wechsel vom Koaxialkabel zu Twisted-Pair. Wir kämpften im Markt mit IBMs Token-Ring. Token-Ring nutzte Twisted-Pair, und den Kunden gefiel das. Also entschied sich Ethernet dafür, ebenfalls Twisted-Pair zu nutzen – und das besiegelte den Untergang von Token-Ring.“

Wie die „LAN-Wars“ ausgingen, wissen wir heute: Ethernet entschied den Wettbewerb gegen Token-basierte Netzwerke für sich und wurde zum dominierenden Faktor im LAN-Umfeld, mit Inseln von Ethernet-Konnektivität auf jedem Kontinent.

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  1. Die Ethernet-Story
  2. Wie alles begann
  3. Die Erfindung
  4. Vom Ein-Knoten-Ethernet zum Carrier-Ethernet
  5. Twisted-Pair und Need for Speed
  6. Auch für Carrier
  7. Was folgt
  8. Ethernet wo wir es eher nicht vorzufinden erwarten

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