Denken wir an Ethernet, dann denken wir in erster Linie an lokale Netzwerke, vielleicht auch an Wide-Area-Netzwerke und ans Internet. Wir denken an Netzwerke in Unternehmen und an Rechenzentren. Dies sind die Orte, wo sich Ethernet etabliert hat, aber es gibt heutzutage noch viele andere Orte, an denen Ethernet implementiert ist oder mittelfristig implementiert werden wird, die uns nicht sofort einfallen wollen, beispielsweise das Auto.
Viele Autohersteller arbeiten daran, Ethernet als Ersatz für die bislang in Fahrzeugen implementierten proprietären Bustechniken einzusetzen. Und natürlich wird darüber dann das IP-Protokoll genutzt werden. Dies wird die Automobilindustrie einen großen Schritt weiter in Richtung des vernetzten Fahrzeugs bringen. Vernetzte Autos und die damit verbundenen Dienste, beispielsweise App-Stores und vernetzte standortbasierte Dienste, erfordern höhere Bandbreiten. Ethernet dient hier als Backbone für die elektronische Architektur und verbindet Domänen und Subnetzwerke, sorgt aber auch für die vom Konsumenten geforderte Konnektivität (Telematik und Infotainment). Die Bandbreitenanforderungen für elektronische Applikationen in Fahrzeugen, beispielsweise durch Kameras unterstütztes Parken, erweiterte Fahrerassistenten, Fahrspurabweichungs-Warnsysteme, Kollisionswarnsysteme etc., sind hoch. Ethernet stellt die nötige Bandbreite zur Verfügung und versetzt OEMs in die Lage, eine einzelne Plattform zu nutzen und die Kosten der Konnektivität sowie das Gewicht der Verkabelung deutlich zu reduzieren. Hersteller wie BMW, Daimler, Hyundai, General Motors, Honda oder Peugeot Citroën sind Teil einer One-Pair-Ethernet-Allianz (OPEN), die Ethernet als Standardlösung für Infotainment und Telematik nutzen will.
Aber nicht nur im Auto, sondern auch in Zügen, Flugzeugen, Militärfahrzeugen und auf Schiffen ist Ethernet präsent. Die NASA setzt Ethernet-Technik bereits seit Jahren erfolgreich ein und das deutsche Unternehmen TTTech ist dabei, für die Raumfahrtbehörde ein fehlertolerantes Ethernet-System im Weltall zu realisieren. Auch bei unbemannten Flugzeugen – Drohnen – steht Gigabit-Ethernet ganz oben auf der Anforderungsliste. Durch die Standardisierung der Kommunikationsausrüstung werden die Entwicklungskosten für diese Drohnen reduziert und die Interoperabilität der Systeme verbessert.
Und selbst im ewigen Eis ist Ethernet zu finden: Die National Science Foundation implementiert ein Gigabit-Ethernet-Backbone in der McMurdo-Forschungsstation in der Antarktis, um den Polarforschern am Südpol ein sicheres und schnelles Netzwerk bereitzustellen und damit die Anforderungen an Sprach-, Video- und Datenkommunikation zu erfüllen.
Die Implementationen der NASA und die Installation am Südpol sind übrigens perfekte Beispiele dafür, dass Ethernet und Ethernet-Hardware sich durch schwierige Umweltbedingungen (extreme Hitze und extreme Kälte) nicht erschüttern lassen.