Erst innerhalb der letzten zehn Jahre, nicht zuletzt dank der Arbeit des Metro-Ethernet-Forums (MEF), wurde das Carrier-Ethernet entwickelt, um die Ethernet-LAN-Dateninseln via Ethernet zu verbinden, statt über komplexere und kostspieligere WAN-Techniken wie Frame-Relay oder ATM. Das MEF wurde erst 2001 gegründet, um universelle Geschäftsdienste für Unternehmensnutzer zu entwickeln, die prinzipiell über optische Metropolitan-Netzwerke zugreifen, um sich mit ihren Unternehmens-LANs zu verbinden. Der Grundgedanke war, die Einfachheit und das Kostenmodell von Ethernet ins Wide-Area-Network (WAN) zu bringen.
Schon ein Jahr nach der Gründung demonstrierte das MEF Ethernet-Services erstmalig während der Supercomm-Konferenz und wiederum ein Jahr darauf veröffentlichte die Gruppe ihre erste Spezifikation, eine formale Definition von Ethernet-Services-Fähigkeiten im Metro- und Wide-Area-Network.
Im Jahr 2004 trat Bob Metcalfe dem MEF als beratender Direktor bei und die Gruppe veröffentlichte gleich acht neue Spezifikationen. Noch im selben Jahr und erneut während der Supercomm fand
die erste Multivendor-Demonstration von Ethernet-Services statt.
Da der Metro-Ethernet-Service sehr viel Erfolg hatte, begann man schnell damit, das Konzept so zu erweitern, dass es weltweite Dienste mit einschloss, die nationale und globale Netzwerke überqueren. 2005 definierte das MEF „Carrier Ethernet“ durch Spezifikation standardisierter Geschäftsservices sowie Skalierbarkeits-, Zuverlässigkeits-, QoS- und Service-Management-Attribute. Im selben Jahr wurde ein Zertifizierungsprogramm eingeführt und eine weitere große Multivendor-Demonstration durchgeführt.
Während der Jahre 2006 bis 2009 veröffentlichte die Gruppe kontinuierlich neue Spezifikationen und dehnte die Arbeit von Metro- auf Access- und Wireless-Netzwerke sowie Mobile-Backhaul-Netzwerke aus. Carrier-Ethernet startete 2007 in Indien und erreichte 2009 Neuseeland. Im Jahr 2009 hatte das MEF bereits mehr als 500 Systeme, 75 Hersteller und 30 Service-Provider zertifiziert. Mehrere Tausend Tests wurden bis zu diesem Zeitpunkt durchgeführt. Die Zahl der Mitglieder überschritt 150. Im selben Jahr startete die Gruppe die Ethernet-Academy mit moderierten Foren, Gruppen und Community, Live-Chat, persönliche Webseiten und Podcasting. Bereits ein Jahr später erreichte die Ethernet-Academy mehr als 1.000 registrierte Carrier-Ethernet-Experten.
Das MEF spielte eine entscheidende Rolle dabei, die anzubietenden Services zu definieren und zu standardisieren:
Im vergangenen Jahr – nicht unpassend zum vierzigsten Geburtstag von Ethernet – übertrafen die Carrier-Ethernet-Verkäufe die aller anderen WAN-Techniken gemeinsam. Ethernet hat nun mehr oder weniger die Welt erobert.
Möglicherweise ist die größte Errungenschaft von Ethernet tatsächlich nicht im LAN-Sektor zu suchen, sondern in der Telecom-Industrie, und das obwohl Ethernet in diesem Bereich ursprünglich als nicht zuverlässige Technik betrachtet wurde. Henry Bohannon, Senior Director Ethernet Product Management bei Tata Communications sagt dazu: „Die Leute bei den Telecoms betrachteten Ethernet als LAN-Technik und waren deshalb wenig zuversichtlich, dass es im WAN robust genug sein würde. Inzwischen hat es aber sehr viel mehr Akzeptanz gewonnen und die Leute sehen, dass es dieselben SLAs gibt, zum Beispiel für Verfügbarkeit, Uptime und Wartungszeiten.“
Unternehmen haben Erfahrung mit der Einrichtung und dem Management von Ethernet in LAN-Umgebungen, die Nutzung von Ethernet über WANs, beispielsweise für Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zwischen Büros über das Internet, war also ein logischer Schritt. Natürlich können Unternehmen heute immer noch ATM-Verbindungen oder sonst was wählen, aber es ist eher unwahrscheinlich, dass Telecom-Provider da noch große Nachfrage von Unternehmen erleben werden.
Wie MEF-Präsident Nan Chen voraussagte: „In der Zukunft wird es eine einzige Sprache geben, die Geschäfte weltweit verbindet. Es wird nicht Englisch sein. Es wird nicht Mandarin sein. Es wird Ethernet sein.“