SDN-Roundtable

"Die Revolution findet statt"

25. März 2014, 14:49 Uhr | Ralf Ladner, Redaktion funkschau

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Trennung von Hard- und Software

Thomas Ruban, VP System Engineering EMEA bei Juniper Networks sieht in SDN demnach auch keinen Angriff auf die Zukunft der Hardwarehersteller: „Für den Layer 1 bis 3 wird es noch eine ganze Zeit  Spezialchips geben, weil noch eine Vielzahl von Themen zu lösen sind, die sich durch Software so nicht befriedigend abbilden lassen. Aber bereits heute bestehen neue Router aus 90 Prozent Software und nur zehn Prozent Hardware. SDN schafft viele neue Möglichkeiten.“

Voraussetzung für die Realisierung der Trennung von Hardware und Software ist allerdings die geeignete Verzahnung  inklusive der notwendigen Transparenz. Ulrich Hamm, Cisco: „Was benötigt wird, ist die Ende-zu-Ende-Visibilität. Es reicht nicht, die Komplexität zu automatisieren.“

Vielmehr muss die gesamte Infrastruktur vereinfacht werden, so der Tenor der Teilnehmer. Das gilt unter anderem für die Vielzahl von hintereinandergeschalteten Demarkationsgeräten, die künftig durch NFV-Nodes ersetzt werden können, das gilt aber auch für die Core-Systeme in den Rechenzentren. „Es ist nicht im Sinne der Effizienz, über ein vorhandenes Netz einfach ein SDN-Konstrukt zu spannen. Damit ist für die Betriebseffektivität nicht viel gewonnen. Es gilt, die Unabhängigkeit der Applikationslandschaften von den Transportnetzen zu erlangen. Dazu muss auch das Netz wesentlich einfacher werden“, so Olaf Schnapauff. „SDN und NFV sind zwei Seiten der gleichen Medalle – wir brauchen beides, um tatsächlich komplette Anwendungslandschaften zu virtualisieren. Besonders NFV erfordert eine Akzeptanz durch die Unternehmenssecurity. Sicherheit durch virtuelle Netzfunktionen muss ebenso gut und akzeptiert sein, wie Sicherheit durch physische Geräte wie Firewalls heute.“

Dieses Problem ist nicht neu, sondern musste schon bei der Servervirtualisierung angegangen werden. Auch die Hypervisor bilden eine Abstraktionsschicht, die eine Unabhängigkeit von der Hardware ermöglicht. Voraussetzung hierfür war jedoch die Unterstützung der neuen Konzepte durch die eingesetzten Mikroprozessoren. Allerdings, so Johann Strauss: „Im Umfeld der Carrier- und Transport-Netzwerke sind wir davon noch weit entfernt. Hier ist eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme mit Technologien im Einsatz, die nicht auf die neuen Anforderungen ausgerichtet sind. Die Betreiber kommen nicht umhin, in neue Plattformen zu investieren, um den Anschluss zu bewahren.“

Campus, Datacenter und WAN

Darin zeigen sich auch die wesentlichen Unterschiede zwischen den Transportnetzwerken mit unterschiedlichsten dedizierten Geräten und dem Datacenter, in dem die Entwicklung bereits deutlich weiter fortgeschritten ist. Das zeigt sich auch bei den unterschiedlichen zeitlichen Abläufen in Rechenzentren und bei den Carrier-Netzen, wo deutlich längere Investitionszyklen vorherrschen.
„Auf alter Hardware können die neuen Technologien nicht umgesetzt werden“, gibt auch Johann Strauss, Huawei, zu bedenken. Doch weisen die Teilnehmer darauf hin, dass die erforderlichen Systeme durchaus verfügbar sind. Olaf Hagemann, Extreme Networks, zieht den Vergleich mit den VoIP-Systemen eine Dekade zuvor: „Auch hier hat es bei der Einführung des neuen Paradigmas Einschränkungen bei der Funktionalität gegeben. Heute hat sich dort die Thematik proprietärer System weitgehend erledigt.“

Michael Vollert von Spirent weist darauf hin, dass für die Sicherstellung der Funktionalität entsprechende Standards notwendig sind, aber auch die sorgfältige Prüfung einzelner Geräte und  Funktionen wie auch ganzer Netzwerke. „Hier gibt es bereits konkrete Projekte sowohl in der Forschung als auch in der Praxis.“

Tatsächlich gibt es hinsichtlich der Standards – wie zu erwarten – unterschiedliche Sichtweisen. Schließlich bemühen sich wie immer bei sich entwickelnden Technologien unterschiedliche Organisationen um Definitionen – getrieben von unterschiedlichen Interessenlagen.

„Openflow ist derzeit der Standard bei SDN. Auch bezüglich NFV gibt es innerhalb der ONF entsprechende Arbeitsgruppen“, erklärt Fabian Schneider. Thomas Ruban ergänzt, dass auch die ETSI zumindest beim Thema NFV relativ weit gekommen ist: „Wichtig ist dabei, dass sich nicht Hersteller mit unterschiedlichen Interessenlagen gegenseitig blockieren.“

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