Olaf Schnapauff, VP, Chief Technology Officer Cloud & Emerging Products, T-Systems: "Software-Defined-Networking (SDN) könnte Unternehmensnetze und Carrier-Infrastrukturen revolutionieren. Analysten stellen SDN auf eine Stufe mit Hypetechnologien wie Cloud-Computing oder Big-Data. Manche sprechen auch von einem Paradigmenwechsel. Denn mit SDN lassen sich Netze völlig neu designen, implementieren und betreiben. Marktforscher wie IDC taxieren deswegen das weltweite Marktvolumen für SDN-Produkte bis 2016 auf zwei Milliarden Dollar.
Welche wesentlichen Veränderungen ermöglicht SDN im Vergleich zu bisherigen Netzwerk-infrastrukturen? Zunächst macht SDN Netze ähnlich agil wie Virtualisierungstechnologien ehemals starre Server-Infrastrukturen flexibilisiert haben. SDN entkoppelt dafür die Control- und Data-Plane, bündelt die Intelligenz im Netz in einem zentralen System und trennt die Infrastruktur von den Anwendungen. Daraus ergeben sich einige Vorteile, insbesondere wenn wir SDN mit Software-Defined-Storage und Servervirtualisierung zu „Software-Defined-Datacenter“ kombinieren. Die Komplexität der Infrastruktur nimmt ab, da Applikationslandschaften mit virtuellen Netzwerkfunktionen vollständig unabhängig von den darunterliegenden Transportnetzen werden. Den Betriebsteams der Applikationslandschaft verschaffen wir damit wieder mehr Entscheidungsfreiheit: Sie müssen nicht mehr Changes in zentralen Netzkomponenten abwarten, bevor sie ihre Applikation administrieren können. Gleichzeitig erlaubt SDN natürlich, automatisch unternehmensweite Security-Richtlinien in allen virtualisierten Netzen umzusetzen.
So lassen sich Anwendungslandschaften deutlich einfacher in andere Rechenzentren umziehen, da sie unabhängig von dem zugrundeliegenden Rechenzentrumsnetzwerk sind und überall instantiiert werden können. Dies erleichtert Unternehmen auch den Umstieg auf Cloud-Computing und das Verlagern von Applikationslandschaften in die Cloud. Zudem können wir als Service-Provider auch Lösungen kleinerer Partner einfach in unserer Rechenzentren integrieren. So können unsere Kunden neue Cloud-Services nutzen, die sich wie die eigene Firmen-IT verhalten. Wir haben erste – positive – Erfahrungen mit SDN gemacht und werden SDN sukzessive in unsere Netzinfrastruktur integrieren. Dies geschieht mit Bedacht, denn noch sind SDN-Technologien nicht vollständig standardisiert. Wie in den Anfängen der Servervirtualisierung wird es allerdings noch ein paar Jahre dauern, bis SDN vollständig in Rechenzentren, Weitverkehrsnetzen und Access-Netzwerken implementiert ist."