Die Benutzerschnittstelle im Browser setzt sich aus mehreren der oben erwähnten CGIs zusammen. Die Startseite zeigt links die Basisnavigation und im Zentrum einen Abschnitt mit Ankündigungen/Meldungen und Links. Hier erhält der Adminis-trator Zugriff auf Softwareaktualisierungen, Support und andere nützliche Ressourcen. Mit Hilfe des Menüs auf der linken Seite navigiert der Administrator zu den Informationen, die Nagios zusammenträgt, angefangen mit einer generellen Übersicht bis hin zu Detailinformationen und Reports über die Hosts und erkannte Probleme.
Ein „Tactical Overview“ zeigt einen aktuellen Systemstatus. Die Ansicht präsentiert beispielsweise Hosts und Services mit einer Zusammenfassung des jeweiligen Status, gekennzeichnet durch „ok“, „critical“, „warning“, „unknown“ und „pending“. Das Netzwerkdiagramm ist eine grafische Darstellung aller Hosts mit ihrem jeweiligen Status und ihren Verbindungen. Details zu einem Host sieht der Administrator, wenn er mit der Maus über das jeweilige Icon fährt. An sich ist dieses Netzwerkdiagramm prima, denn es bietet einen unmittelbaren Überblick über die Netzwerkinfrastruktur. Aber mit mehreren hundert Hosts im Netzwerk ist es nicht mehr praktisch.
Die Benutzerschnittstelle von Nagios-Core ist ansonsten ziemlich unbeeindruckend, schlicht und archaisch anmutend. Sie könnte sicher eine Aktualisierung vertragen, um sie auf den Stand aktueller GUIs zu bringen, um die Daten in den Tabellen besser zu organisieren und einfacher lesbar zu machen. Die Schlichtheit der Schnittstelle hat aber auch einen Vorteil: die Navigation funktioniert zügig und das Drill-Down von Host zu Host ist schnell. Trotzdem: PRTG zeigt, dass moderne Schnittstellen ebenfalls schnell sein können.
Nagios-Core kommt mit einigen vor-konfigurierten Availability-, Trend- und Alert-Berichten, die auf dem Bildschirm ausgegeben werden, und erlaubt Adminis-tratoren, einige Ad-hoc-Berichte auszuführen. Parameter dafür sind in der Regel aus Drop-Down-Listen wählbar. Die Berichte beziehen sich immer auf Hosts, Hostgruppen, Services oder Servicegruppen. Das Design der Berichte ist wie das der Benutzerschnittstelle: archaisch. Und eine Möglichkeit, Berichte zu exportieren – in welchem Format auch immer – habe ich nicht gefunden. Möglicherweise gibt es dafür irgendein Plug-in oder Add-on, aber ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die Nagios-Exchange-Website danach zu durchsuchen. Eine solche Grundfunktion gehört sofort ins Produkt integriert.
Besser sieht es wieder auf der Seite von Benachrichtigungen aus, die das Produkt zum Beispiel per E-Mail oder SMS durchführen kann. Es ist sogar sofort die Funktionalität für die Eskalation einer Benachrichtigung vorhanden, zumindest in der Form, dass das Programm unterschiedliche Personen abhängig vom Schweregrad eines Problems benachrichtigt. Nagios sendet Benachrichtigungen, wenn es Zustandsänderungen entdeckt oder wenn ein Host oder Service über einen vordefinierten Zeitraum hinweg in einem Nicht-OK-Zustand verbleibt. Empfänger dieser Benachrichtigungen sind alle Benutzer, die als Kontakt in einer dem jeweiligen Host oder Service zugeordneten Kontaktgruppe eingetragen sind.
All dies muss natürlich konfiguriert werden. Die grafische Benutzerschnittstelle von Nagios-Core ist dafür geeignet, sich Konfigurationseinstellungen anzusehen, Einstellungen vornehmen oder existierende Einstellungen ändern kann ein Adminis-trator aber nur durch Bearbeiten von
Konfigurationsdateien in einem Editor. Dies betrifft nicht nur die Konfiguration der oben erwähnten Benachrichtigungen, sondern sämtliche Konfigurationseinstellungen für Hosts, Services, Hostgruppen etc. Soll auch nur der Schwellenwert für eine Prüfung geändert werden, ist dafür die entsprechende Konfigurationsdatei zu suchen und zu editieren. Ich halte das nicht für benutzerfreundlich, aber sicher gibt es viele Administratoren, die mir da widersprechen werden.
Das Wort „Core“ im Produktnamen Nagios-Core ist tatsächlich ein guter Hinweis darauf, was man von dem Produkt erwarten kann: die Grundfunktionalität für ein Infrastruktur-Monitoring. Für bestimmte Umgebungen, besonders kleinere Umgebungen, kann das reichen und gut funktionieren. Aber oftmals sind es gerade die kleineren Umgebungen, wo es mit der Linux/Unix-Expertise nicht gut aussieht – und da kann es schwierig werden, das Produkt vernünftig zu konfigurieren und zum Laufen zu bekommen. Wer sich deshalb dann professionellen Support einkaufen möchte, landet schnell in der Preisklasse einer kommerziellen Lösung wie PRTG, wo professioneller Support gleich mit dabei ist.