Nagios, genauer Nagios-Core, ist ein beliebtes Open-Source-Monitoring-Tool, das jeder Interessent kostenlos herunterladen und nutzen kann. Wie weit ein Netzwerkadministrator damit kommt und ob er damit unterm Strich tatsächlich günstiger fährt, als mit einem kommerziellen Monitoring-Paket, sollte ein Vergleich mit dem ebenfalls beliebten PRTG-Network-Monitor zeigen. Schnell zeigte sich, dass es sich um einen Vergleich der Art „Dacia Logan versus Mercedes S-Klasse“ handelte.
Zunächst: Ja, Nagios-Core ist kostenlos erhältlich, während für PRTG mit 100 Sensoren 300 Euro oder 400 Dollar zu zahlen sind. In diesem Preis ist bereits Software-Maintenance für zwölf Monate enthalten, die nicht nur kostenlose Softwareaktualisierungen umfasst, sondern auch professionellen Priority-E-Mail-Support. Vergleichbarer professioneller Support für Nagios-Core kostet ab 2.995 Dollar pro Jahr, beinhaltet aber nur fünf Support-Tickets. Wer professionellen Support benötigt, liegt also mit PRTG sofort vorn, wer glaubt, darauf verzichten zu können, fährt, was den Einkaufspreis betrifft, mit Nagios-Core günstiger. Nun kommt es darauf an, was in den Paketen drin steckt. Nagios-Core enthält nicht viel mehr als eine Monitoring-Engine, mit der sich ein Infrastruktur-Monitoring betreiben lässt. Features und Funktionen wie eine Web-Konfigurationsschnittstelle, Performance-Grafiken, SNMP-Trap-Unterstützung, eine Mobile-App, Business-Process-Monitoring, Custom-Maps, ein Datenbank-Backend, integrierte Benutzerschnittstellen, Dashboards, geplante Berichte, Konfigurationsassistenten, Berichte für die Geschäftsführung, Bulk-Management und Audit-Logging sind in diesem kostenlosen Paket nicht vorhanden. PRTG kommt hingegen mit all diesen Features und mehr, beispielsweise direkt mit allen verfügbaren Sensoren. Diese Sensoren sind sofort integriert und über die Web-Administrationsschnittstelle einfach nutzbar. Selbstverständlich nutzt auch Nagios so etwas wie Sensoren oder Agenten, die sind aber nicht alle sofort verfügbar – der Administrator muss schauen, was es gibt, beispielsweise auf der Nagios-Exchange-Website, und sie dann in Form von Add-ons oder Plug-ins herunterladen und integrieren. Bei der Zusammenstellung einer fürs Unternehmen geeigneten Sammlung und dem notwendigen Setup kann schon einige Zeit vergehen.
Apropos Setup: Wie einfach es bei PRTG geht, ist oben beschrieben, wie kompliziert es bei Nagios sein kann, ebenfalls. Nicht nur bei der Installation und anfänglichen Konfiguration hat PRTG die Nase vorn, sondern auch bei Konfigurationsänderungen, der Benutzerverwaltung, der Berichterstellung. Sofern nicht gerade ein Assistent zur Verfügung steht, lassen sich Konfigurationsänderungen doch immer sehr einfach direkt in der grafischen Schnittstelle durchführen, während bei Nagios-Core selbst für so simple Dinge wie das Hinzufügen eines neuen Benutzers stets ein Ausflug auf die Linux-Betriebssystemebene auf dem Zettel steht. Für den souveränen Einsatz von Nagios-Core sind gute Linux-Kenntnisse unabdingbar.
Zwischen den grafischen Benutzerschnittstellen der beiden Pakete liegen Welten: auf der einen Seite eine schnelle, moderne, vollständige und optisch gefällige Schnittstelle, auf der anderen Seite etwas archaisch, rudimentäres. Schnell sind aber beide.
Bei all meiner Liebe zu Open-Source-Software kann ich als klaren Gewinner nur PRTG-Network-Monitor nennen. Ich glaube, dass selbst wenn ich 3.500 Euro für die 2.500-Sensoren-Version von PRTG ansetze, PRTG unterm Strich immer noch günstiger ist, denn bei Nagios-Core fallen die Kosten nicht bei der Anschaffung sondern während des Betriebs an. Und außerdem, wer eine mit PRTG vergleichbare Funktionalität benötigt, der muss ohnehin zu Nagios-XI greifen, und da geht es direkt mit rund 2.000 Dollar für 100 Hosts los.