Adaptive Kühlung ist an sich schon ein deutlicher Fortschritt gegenüber der heute meist praktizierten Trennung von Infrastruktur und Serverbetrieb in den Rechenzentren. Doch AC4DC geht noch einen Schritt weiter und blickt buchstäblich über den Rand der Rechenzentrumsmauern hinaus. Denn selbstverständlich herrschen nicht an jedem Standort die gleichen Umgebungsbedingungen. Das kann ein niedrigerer Strompreis sein, weil es variable Verträge mit dem Versorgungsunternehmen gibt, oder ein temporäres Überangebot. Möglicherweise weht aber auch einfach nur ein kühler Nordwind an der Küste, so dass ein Rechenzentrum in Hamburg selbst bei hoher Auslastung mit freier Kühlung ausreichend klimatisiert wird und dadurch geringere Kosten verursacht – dank niedrigerer Außentemperatur. Durch die Virtualisierung können diese Faktoren gewinnbringend genutzt werden. Ein digitaler Dienst lässt sich über eine schnelle Netzverbindung in Sekundenbruchteilen von einem physikalischen Server in München nach Hamburg migrieren. Nutzer merken nichts davon, hohe Bandbreiten und etablierte Virtualisierungstechnik macht es möglich.
AC4DC nutzt die verfügbaren standortbezogenen Informationen wie Benutzerauslastung, Außentemperatur, thermischer Zustand des Kühlsystems, Netzauslastung und die momentanen Energiekosten. Daraus wird über eine komplexe Formel ermittelt, wo sich ein Dienst zurzeit am günstigsten, also am effizientesten ausführen lässt. Die Virtualisierungssoftware kümmert sich um den tatsächlichen „Umzug“ der Rechenarbeit. Damit die Migration von Aufgaben über große Entfernungen hinweg auch in der Praxis getestet werden kann, sind mit dem Zweckverband Kommunale Datenverarbeitung Oldenburg (KDO) und der BTC IT Services zwei Rechenzentrumsbetreiber am Projekt aktiv beteiligt. Die Projektpartner stellen ihre Rechenzentren zur Verfügung, damit Daten im laufenden Betrieb erfasst und Anwendungen in Echtzeit zwischen den Standorten verschoben werden können.