Ähnlich gut wie der Markt für gebrauchte Hardware entwickelt sich auch jener für Gebrauchtsoftware. Und auch er ist vor allem ein B2B-Geschäft. Nachdem den großen Gefechten mit der Softwareindustrie 2012 durch ein EuGH-Urteil und die nachfolgenden nationalen Umsetzungen ein Ende gesetzt wurde, steigen die Absatzzahlen jährlich um etwa 20 Prozent. Durch die neue Rechtssicherheit trauen sich immer mehr Kunden, auf diese Alternative zurückzugreifen. »Viele in Behörden und Unternehmen beschäftigte Fachleute haben schon vor Jahren das Potenzial gebrauchter Software ebenso erkannt wie Entscheider bei Wiederverkäufern«, bestätig Dirk Lynen, Geschäftsführer von 2ndsoft diesen Trend im Interview mit CRN. Nun seien die Barrieren abgebaut, diesen alternativen Beschaffungsweg und die Möglichkeit zum Verkauf nicht mehr benötigter Software auch aktiv zu nutzen.
Besonders gefragt sind nach wie vor gebrauchte Windows- und Office-Lizenzen für Server und Clients. Viele Unternehmen, die den Umstieg auf neuere Versionen wie Windows 10 noch aufschieben wollen, bestellen sich etwa die nicht mehr einzeln verkauften Microsoft-Pakete für Windows 7 Ultimate und den ohne Nachfolger eingestellten Small Business Server 2011 nach. Auch SQL- und Exchange-Server sind im Gebrauchthandel begehrt – manche alten Lizenzen sind sogar so gefragt, dass ihr Preis aktuell wieder steigt. Das gilt beispielsweise für Adobe Creative Suite-Boxen. Da sie inzwischen nur noch per Mietmodell vertrieben werden, gibt es zahlreiche Unternehmen, die sich noch die alten Versionen für den lokalen Einsatz sichern wollen. Gleichzeitig bekommen die Händler hier immer weniger neue Ware aus dem Einkauf. Mit der Gebrauchtsoftwarebörse li-x macht sich bereits ein Anbieter dieses Kurs-Verhalten zunutze. Lizenzen können dort einfach angeboten und geordert werden, wobei sich feste Kursspannen für Ein- und Verkauf definieren lassen. Händler können dies nutzen, um zu günstigen Preisen ihre Lagerbestände aufzufüllen.
Doch trotz aller Erfolge bleibt die Unsicherheit weiterhin das größte Hemmnis in diesem Markt. Dazu haben in den letzten Jahren einige spektakuläre Fälle von illegalem Softwarehandel wie bei PC Fritz beigetragen. Auch heute noch versuchen einige Fälscherbanden, das enorme Marktwachstum mit immer professionelleren Methoden zu nutzen. Obwohl es sich dabei meist um Einzellizenzen für Consumer handelt, verunsichern solche Fälle auch viele Einkaufsverantwortliche in Unternehmen.