Mit gebrauchter Hardware gegen die Krise

»Die Pandemie hat die Schwachstellen in den Märkten gezeigt«

5. Februar 2021, 12:12 Uhr | Lars Bube
© tecXL / bb-net

Im Zuge der sprunghaften Mobilisierung der Arbeitswelt waren auch gebrauchte Geräte gefragt wie nie. Gleichzeitig legt sie Probleme wie die Abhängigkeit von asiatischen Produzenten und fehlendes Nachhaltigkeitsbewusstsein offen, wie Michael Bleicher im Interview mit ICT CHANNEL ausführt.

ICT CHANNEL: Herr Bleicher, die Pandemie hat den Trend zum mobilen Arbeiten erheblich beschleunigt. Wie stark hat sich das auf die Nachfrage nach gebrauchten Systemen ausgewirkt?
Michael Bleicher: Aufgrund der benötigen Geräte für Home-Office/Schooling wurden wir mit einem enormen Nachfrageanstieg konfrontiert. Was dazu führte, dass wir quasi just-in-time fertigten und kaum Lagerbestand aufweisen konnten. Hiervon war der gesamte Neu- als auch Gebrauchtwarenmarkt betroffen. Mobile Geräte standen hierbei klar im Fokus, der Desktop Bereich ist stark zurück gegangen.

ICT CHANNEL: Inwieweit hat es bei der vermehrten Entscheidung für den Gebrauchtkauf aus Ihrer Sicht eine Rolle gespielt, dass neue Laptops vielfach ausverkauft waren?
Bleicher: Im Markt musste Lieferfähigkeit bewiesen werden. Zu dieser Zeit war es für Partner und Kunden zweitrangig, ob das Gerät neu oder aufbereitet war. IT-Remarketing erhielt im vergangenen Jahr einen positiven Aufschwung. Firmen, die bis dato aufbereiteter Hardware noch skeptisch gegenüberstanden, erkundeten aus der Not heraus neues Terrain und wurden von den unschlagbaren Argumenten der refurbished IT überzeugt. Qualität, Liefer- und Leistungsfähigkeit, attraktive Preise – professionell aufbereitete Geräte halten, was sie versprechen. Somit kann man sagen, dass Partner, die sich für Produkte mit verlängertem Lebenszyklus geöffnet haben, in der Regel auch langfristig auf die Nutzung dieser Geräte setzen. Durch den Aufschwung konnten Absatzkanäle in kürzester Zeit langfristig ausgeweitet werden, was jedoch die Beschaffung gebrauchter Geräte und der damit verbundene, fehlende verantwortungsvolle Umgang mit IT-Hardware in Deutschland sehr deutlich machte.

ICT CHANNEL: Um das zu ändern, haben Sie 2020 unter anderem die »Initiative für nachhaltig sichere IT Evolution« (INSI) gegründet. Konnte diese, und damit auch der soziale Teil in Form der Gerätespenden, ebenfalls vom Nachfrageboom profitieren?
Bleicher: Die INSI-Initiative trägt erste Früchte und einige Projekte konnten bereits realisiert werden. Das volle Potenzial der Initiative ist jedoch noch nicht erreicht. Dennoch konnten kleinere Gerätespenden, unter anderem auch aus eigenen Projekten, bereits übergeben werden. Für das neue Jahr möchten wir INSI weiter pushen und Unternehmen die Möglichkeit bieten, mit ihrer ausgemusterten Hardware einen positiven Beitrag für unsere Umwelt zu leisten sowie den Bildungssektor zu unterstützen.

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