Dass einst populäre Selbsttitulierungen wie »Broadliner« oder »Value Added Distributor« aus der Mode kommen, ist bezeichnend für einen Distributionsmarkt, der einem hohen Veränderungsdruck unterliegt. Zwischenhändler jeder Ausrichtung wollen – oder viel besser: müssen - sich jenseits althergebrachter Vorstellungen als Lösungsprofis und Service-Partner für den Fachhandel positionieren. So haben viele Grossisten in der Volumen-Distribution im Business mit Retail- und Etail-Kunden längst auf ein Fee-basiertes Fulfillment-Modell umgestellt. Die Zukunft sehen die Distributionsschwergewichte ohnehin in der Lösungsdistribution. Auch der Weltmarktführer Ingram Micro hat in diesem Jahr eine umfassende Restrukturierung vorgenommen, um sich den veränderten Marktbedingungen anzupassen.
Dabei leiden keineswegs nur die Volumenprofis unter den neuen Marktgegebenheiten – insbesondere die Value- und Nischendistribution findet sich in der anhaltenden Konsolidierung in der Großhandelsbranche auf der Verliererseite wieder. Tatsächlich stellen Technologie-Trends wie Cloud Computing und neue Player im Markt das Distributions-Modell per se in Frage. Die Distributoren reagieren auf solche unsicheren Zukunftsszenarien mit dem Zukauf von Kompetenzen. Meist jenseits der ursprünglichen Aufgabengebiete. Avnet TS-Chef Roman Rudolf prognostizierte gegenüber CRN folgerichtig: »Natürlich wird es weitere Akquisitionen geben bei allen Distributoren. Aber diese werden sich womöglich zunehmend auf den Dienstleistungsbereich verlegen.«