Solch ein Konzept schwebt auch dem Bezahldienstleister Wirecard vor. Das in Aschheim bei München etablierte Unternehmen setzt darauf, dass in den kommenden Jahren das Bezahlen an der Ladenkasse durch digitale Technologien verschwinden werde. Doch das sehen die Handelsketten und Retailer trotz aller Digitalisierung am Point of Sale (PoS) skeptisch. »Das Thema steht und fällt damit wie sich das bargeldlose Bezahlen durchsetzt«, erklärt Katja Förster, Kooperationsmanagerin bei der zur Komsa-Gruppe gehörenden Kooperation Aetka. Gleichwohl würden mit der zunehmenden Weiterentwicklung von Warenwirtschaftssystemen in Richtung Cloudversionen auch Kassen beziehungsweise Kassenmodule digitalisiert. »Ein komplette Ablösung auf Kurzfrist ist eher nicht zu erwarten«, fügt sie hinzu. Ähnlich sieht dies auch Karl Trautmann, Vorstand bei der Verbundgruppe Electronic Partner. »Aktuell zeigt sich im internationalen Vergleich, dass deutsche Kunden noch überdurchschnittlich stark am Bargeld hängen. Insofern treffe ich hier keine zeitlich gebundene Prognose, aber sicherlich wird sich auch im Bereich Zahlsysteme noch viel verändern.« Der Ansicht ist auch Udo Latino, Geschäftsführer Brodos.net: »Fakt ist, dass noch 80 bis 85 Prozent des weltweiten Zahlungsverkehrs mit Bargeld abgewickelt wird. Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass wir in absehbarer Zukunft auf die Ladenkasse verzichten können.«
Ganz anders sieht es bei den Anforderungen aus, mit denen Handelsketten und Fachmärkte auf die Kundenerwartungen reagieren müssen. Gerade jetzt, so Aetka-Managerin Förster, wo die Auftragsbücher voll seien, müssten jeder einzelne Beteiligte in der Branche »aus den aktuellen Marktveränderungen die richtigen Schlüsse ziehen und nach vorn arbeiten«. Beispielsweise durch eine noch engere Verzahnung von stationärem Geschäft und Online. Denn: »Das Internet ist das Beste, was dem stationären Fachhandel passieren konnte«, sagt sie und fügt hinzu: »Wer die Möglichkeiten des Internets geschickt nutzt, kann darüber mit Kunden in Kontakt kommen, die er über sein Ladengeschäft allein nie hätte adressieren können.« Parallel dazu seien auch digitale Elemente wie Digital Signage im Shop vonnöten. Sie würden das Geschäft ankurbeln: entweder als Werbeträger mit digitalen Inhalten auf Displays in Schaufenstern, zur Erweiterung des Sortiments, also durch Kiosksysteme, die über Tablet, Touchpanels und anderes die Warenbestände abbilden, die im Markt nicht auf Lager liegen, oder digitale Verkaufshilfen, die zum Beispiel auf individueller Eingabebasis Produktvergleiche ermöglichen.
Auch Brodos bietet mit dem »Vernetzten Laden« Präsentationsmöglichkeiten vor Ort, wie Latino erklärt. »Hierzu zählen neben dem Brodos.net-Kiosk vor Ort auch Broschüren, Flyer sowie 3D Planung und ein komplettes Möbel- und Lichtkonzept. Hinzu kommt unsere Digital Signage Lösung »My-store.TV«, die Werbung am PoS erlebbar macht.«
Helmar Hipp, Geschäftsführer des E-Commerce-Unternehmens Cyberport, das zugleich 14 Läden betreibt, verbindet in digitalen Anwendungen im Shop als eine Möglichkeit, um den Service vor Ort ergänzen zu können. »Beispielsweise Online-Terminvereinbarungen oder indem nicht in der Filiale vorrätige Ware für den Kunden unkompliziert online bestellt und am nächsten Tag nach Hause geliefert wird.« Wichtig sei jedenfalls, sich an den Bedürfnissen der Kunden zu orientieren und zu überprüfen, welche Konzepte oder Technologien einen Mehrwert in der Filiale bieten würden.