Die MCD Medical Computers Deutschland GmbH ist ein echter Spezialanbieter im Medical-Bereich. Die 2005 von Thomas Hollex übernommene ehemalige Tulip hat sich seitdem komplett auf Medizin-IT ausgerichtet. Zunächst waren die PCs noch bei Eigenmarkenhersteller Wortmann gefertigt worden, der seit 2010 an MCD auch beteiligt ist. Nachdem MCD aber immer stärker mit Medizingeräteherstellern zusammen arbeitete wurde eine eigene Produktionsanlage aufgebaut, berichtet Hollex im Gespräch mit CRN. Denn die Anforderungen an echte Medizin-PCs, die auch in OP-Räumen oder Intensivstationen betrieben werden können, sind hoch. »Unser Unternehmen ist ISO 13485-zertifiziert und FDA-gelistet. Unsere eigene Fertigung hier in Deutschland unterliegt umfangreichen Überwachungen«, betont Hollex. »Unsere Mitarbeiter sind alle als Medizinprodukteberater ausgebildet. Zehn Mitarbeiter haben die Ausbildung im Risikomanagement für Medizinprodukte und beraten unsere Partner und Endkunden.«
Aus dem Geschäft mit Arztpraxen hat sich MCD zurückgezogen. Das Geschäft mit einfachen Medizin-PCs sei zunehmend unter Preisdruck. Viele niedergelassene Ärzte würden ihren PC bei Aldi oder im Retail kaufen. Um in diesem preisaggressiven Wettbewerb mithalten zu können, würden Hersteller oft einen Office-PC in ein weißes Gehäuse packen und ein konformes Netzteil einbauen. Das sei aber kein Medical-PC, warnt Hollex, sondern in einer Arztpraxis höchstens am Empfang oder im Büro einsetzbar.
MCD entwickelt Medizingeräte-konforme Rechner, die dann natürlich auch mehr kosten. »Wir entwickeln unsere Geräte alle selbst und lassen sie von unabhängigen Laboren prüfen. Dafür können diese auch in OP-Umgebungen eingesetzt werden«, so Hollex. Dafür müssen die Rechner spezielle Anforderungen erfüllen, beispielsweise komplett desinfizierbar sein, geräuschlos arbeiten und keine scharfen Kanten oder Öffnungen haben. »Unsere Geräte sind keine Massenprodukte«, betont Hollex. »Sie erfordern Beratung. Deshalb sind Systemhäuser wichtig, die mehr als nur IT-Kompetenz mitbringen müssen. »Die Intel-Roadmap interessiert keinen in diesem Umfeld«, so Hollex. Es sei nicht entscheidend, dass die Geräte noch einen Tacken schneller sind. Gefragt seien vielmehr Plattformstabilität, Komponentenverfügbarkeit und Ausfallsicherheit. »Wir haben ganz viele Kliniken, die erst letztes Jahr den Rollout für Windows XP gemacht haben.«
Die Komponenten müssen beispielsweise bis zu fünf Jahre lieferbar sein - auch seit Jahren abgekündigte Prozessoren. Deshalb ist das Geschäft aufwendig und beratungsintensiv. »Deshalb werden wir damit auch nie so groß wie Wortmann, dafür haben wir aber auch Projekte mit deutlich höheren Margen«, betont Hollex. Teilweise wären hier 40 bis 50 Prozent drin.
Auch für Systemhäuser biete der Markt gute Chancen. Hollex warnt aber vor zuviel Blauäugigkeit: »Das ist nach wie vor ein Nischenmarkt. Wer glaubt, den mit Massenprodukten adressieren zu können, der liegt schief. Wer im normalen Geschäft nicht weiterkommt, wird auch im Healthcare-Bereich nicht auf die Füße kommen.«