Knappe Grafikkarten und Konsolen

So viel verdienen die Bot-Abzocker

17. Dezember 2020, 10:39 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

So kommen die Scalper an ihre Ware

Foto statt Grafikkarte
Statt der Ware verkaufen manche Trickser auch nur Fotos der Spielkonsolen und Grafikkarten
© Screenshot ebay.de

Im Fahrwasser der Scalper gibt es zudem eine Reihe weiterer Betrüger, die ebenfalls von der Verknappung profitieren wollen – und dabei sogar bereit sind, noch einige Schritte weiter zu gehen. So finden sich derzeit auf den Verkaufsportalen etwa zahlreiche Angebote, die unaufmerksamen Interessenten scheinbar eine Playstation 5 oder eine der ausverkauften Grafikkarten zu vergleichsweise günstigen Preisen offerieren. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch klar, dass dort lediglich ein Foto des ersehnten Produkts angeboten wird – ebenfalls teilweise zu Preisen von mehreren hundert Euro. Andere versprechen im Angebot zwar tatsächlich die ersehnte Hardware, machen sich dann aber einfach mit der eingenommen Kohle vom Acker, ohne jemals zu liefern.

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass nicht nur nach Ansicht Driscolls eine Mehrheit der neuen Konsolen und Grafikkarten in solchen zwielichtigen Kanälen landen? Die Hersteller beteuern, sie täten alles in ihrer Macht stehende, um solche Geschäfte zu unterbinden und schoben zuletzt ausgerechnet dem Handel eine Mitschuld zu. Dieser würde zu viele Konsolen und Grafikkarten per Vorbestellung anbieten und zudem Mehrfachkäufe nicht effizient genug unterbinden, so der Tenor. Damit machen es sich die Hersteller jedoch viel zu einfach, wie schon ein schneller Blick auf die eigenen Grafikkarten-Modelle von Nvidia und AMD zeigt. Denn auch diese tauchen in großen Stückzahlen in den unlauteren Angeboten auf. Und auch die Onlineshops von Microsoft und Sony waren beim Start der jeweiligen Konsolen sofort ausverkauft.

Kein Wunder, ist das Scalping doch auf technischer Ebene kaum zu unterbinden. Die Hintermänner nutzen immer cleverer programmierte Bots, mit denen sie bei zahlreichen Onlineshops neu eintreffende Ware automatisch und binnen Millisekunden abgreifen. Zudem täuscht die Software dabei verschiedene Identitäten vor, um Sperren wie Höchstabgabemengen zu umgehen. Ihren Ursprung hat diese Technologie schon vor Jahren aus dem Online-Vorverkauf von Tickets für Konzerte und andere Großereignisse. Nur mit personalisierten Tickets und teils auch gesetzlichen Verboten ist es hier gelungen, diesen Sumpf zumindest teilweise trockenzulegen. Ähnliches müssten sich wohl auch die Gaming-Hersteller einfallen lassen, um Handel und Kunden nicht weiterhin in solchem Ausmaß zu verprellen.

Alternativ könnte man die Abzocker natürlich auch mit ihren eigenen Waffen schlagen: Nimmt man neben neuer Ware auch regelmäßig – für Menschen leicht als solche erkennbare – Fake-Angebote in den Shop auf, könnte man die Hintermänner leicht ein paar Gallonen von ihrer bitteren eigenen Medizin kosten lassen. Während es für echte Einzelkäufer selbst im Fall eines Irrtums ein Leichtes ist, die Bestellung wieder zu stornieren, wäre das für die Scalper angesichts der schieren Masse schon deutlich schwieriger und aufwendiger.

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