Mit einer besseren IT-Ausstattung der Schüler und der Bildungseinrichtungen ist es freilich nicht getan. »Es geht darum, die Möglichkeiten der neuen Medien in Bezug auf die Förderung von individualisiertem und selbstgesteuertem Lernen auf der einen und von interaktivem und gruppenbezogenem Lernen auf der anderen Seite zu nutzen«, betont Christine Böckelmann, Rektorin der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Dies erfordere die Entwicklung neuer Unterrichtskonzepte. Digitale Lernmittel dürften also den Schulalltag verändern. Webseiten oder Apps können weitere Bildungsinhalte mobil zugänglich machen.
Das Internet ermöglicht Schülern schon heute etwa bei der Recherche für Referate oder schriftliche Hausaufgaben den Zugriff auf einen weit größeren und aktuelleren Wissenspool, als dies einzelne Lehrbücher bieten können. »Portale wie digitale-schulbuecher.de deuten an, dass auch Schulbuchverlage erkannt haben, dass die klassische Form des Schulbuchs zum Auslaufmodell wird«, urteilt Luise Ludwig, die am Institut für Weiterbildung der TU Chemnitz und am Centre for E-Learning Technology am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) arbeitet.
Doch was macht ein gutes digitales Lernmedium aus? Ludwig hat dazu einige Ideen. Lernende sollen nicht mehr nur statische Texte konsumieren, sondern sich Wissen selbstgesteuert aneignen und über Wikis oder Blogs auch selbst zu Produzenten werden. Ergänzend können sich Lernende in Communitys vernetzen oder sich in Chats über den Lerngegenstand austauschen. Soziales Lernen und Feedbacks sind Möglichkeiten, die künftige digitale Lernmedien berücksichtigen sollten. In Verbindung mit mobilen Geräten können sie außerdem Lernorte außerhalb der Klassenzimmer einbeziehen.
Mobile Endgeräte erfordern für die Lehrkräfte Weiterbildungsmaßnahmen: »Wenn man den Schulen Tablets zur Verfügung stellt, ist ein begleitendes Qualifizierungsangebot für die Lehrpersonen unabdingbar. Sonst besteht die Gefahr, dass diese Geräte nicht viel anders als ein Lehrbuch eingesetzt werden und ihr Potenzial zu wenig genutzt wird«, argumentiert Böckelmann. Die Investition in die Geräte würde sich dann nicht lohnen.
Die Frage der Finanzierung ist ohnehin eine Gretchenfrage. Digitale Lerninhalte für Schulen werden von privatwirtschaftlichen Unternehmen erst dann in entsprechenden Dimensionen bereitgestellt, wenn es eine Nachfrage seitens der Schulen gibt. Diese wiederum stützen sich in erster Linie auf die Mittel der Kultusministerien. Dort gibt es zwar ein Nachdenken, wie in Baden-Württemberg, oder die Bereitschaft, Pilotprojekte an ausgewählten Schulen zu finanzieren. Eine staatlich finanzierte flächendeckende Versorgung der Schüler mit digitalen Endgeräten etwa ist jedoch nicht in Sicht.