Bezahlverfahren

Das Ende der geprägten Freiheit?

10. Juni 2016, 10:10 Uhr | Autor: Gordana Adolf / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Viele Deutsche vertrauen auf Bares

Ist eine bargeldlose Gesellschaft überhaupt denkbar? Richtet man den Blick nach Deutschland, scheint eine solche Zukunftsvision aktuell recht unwahrscheinlich, denn für viele Deutsche ist „nur Bares Wahres“. Acht von zehn Zahlungsvorgängen sind hierzulande Barzahlungen. Zum Vergleich: In Frankreich ist es etwas mehr als die Hälfte, in den USA etwas weniger als die Hälfte, während in Schweden nur noch ein Viertel aller Einkäufe bar beglichen wird. Bei den bargeldlosen Bezahlmitteln liegt in Deutschland die EC-Karte vorne: Rund 100 Millionen Debitkarten stehen 30 Millionen Kreditkarten gegenüber. Zahlungen mit Kreditkarte machen lediglich fünf Prozent des Gesamtumsatzes im Einzelhandel aus. Daher überrascht es nicht, dass allein der Verdacht vom Ende des Bargelds die Deutschen in Aufruhr versetzt. Sowohl die Einstellung des 500-Euro-Scheins durch die Europäische Zentralbank als auch die von Finanzminister Schäuble vorgeschlagene Bargeldobergrenze von 5.000 Euro führen zu hitzigen Debatten. Viele Bürger fühlen sich in ihrer Freiheit bedroht. In diesen beiden konkreten Fällen scheinen die zum Teil lautstarken und heftigen Reaktionen jedoch unangemessen.

Die EZB begründete ihren Vorstoß bezüglich einer Abschaffung des 500-Euro-Scheins im Vorfeld damit, dass er oftmals für strafbare Handlungen eingesetzt werde. Der Protest dagegen kommt jedoch – wenig überraschend – nicht aus kriminellen Kreisen, sondern aus der Mitte der Gesellschaft. Allerdings ist die Beliebtheit der wertigsten Euronote durchaus zweifelhaft: Viele Geschäfte und Tankstellen nehmen den 500er ohnehin nicht an. Sogar der 200-Euro-Schein wird nicht überall akzeptiert. Ob unter diesem Gesichtspunkt tatsächlich von einer Einschränkung gesprochen werden kann, ist daher mehr als fraglich.

Auch die angedachte Obergrenze von 5.000 Euro für Bargeld wird sich im Alltag der meisten Kunden und Händler kaum bemerkbar machen. Werden überhaupt Investitionen in diesen Größenordnungen getätigt, greift die überwiegende Mehrheit auf Überweisungen, Debit- oder Kreditkarten zurück – und das ganz ohne äußeren Zwang. Im europäischen Vergleich ist die Bargeldobergrenze mit 5.000 Euro für Deutschland zudem noch recht hoch angesetzt: In Italien liegt sie derzeit bei 3.000 Euro, in Spanien bei 2.500 Euro und in Frankreich sogar bei nur 1.000 Euro. In Dänemark und Schweden sind die Händler bereits nicht mal mehr gesetzlich verpflichtet, Münzen und Scheine anzunehmen. Die dänische Notenbank will sogar den Druck neuer Banknoten noch im Laufe dieses Jahres vollständig einstellen. In Schweden läuft der Notendruck zwar weiter, doch auch hier ist das Bargeld auf dem Rückzug. Stattdessen setzen sich bargeldlose Alternativen wie Mobile Wallet-Apps für das Smartphone mehr und mehr durch. Als Folge davon werden Bankautomaten bereits abmontiert und nicht einmal die Banken selbst sind noch verpflichtet, Bargeld anzunehmen. Ein Blick nach Skandinavien könnte demnach ein Blick in die Zukunft sein.

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