Trotz Corona und Homeoffice-Trend

Ein Ende des Büros ist nicht in Sicht

9. August 2021, 7:06 Uhr | Quelle: dpa / Redaktion: Diana Künstler

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Flexible Arbeitsmodelle nehmen Form an

Viele Firmen tüfteln inmitten der Pandemie noch, wie die neue Arbeitswelt aussehen könnte. Ein Modell zeichne sich aber in Kundengesprächen ab, sagte JLL-Experte Leimbach. „Die meisten Firmen können sich ein bis zwei Tage Homeoffice für die Belegschaft vorstellen und drei bis vier Tage sollen die Leute ins Büro kommen.“ In diese Richtung zeigen die Ansätze vieler Unternehmen. Bei Porsche etwa können die Mitarbeiter künftig an bis zu zwölf Tagen im Monat mobil arbeiten, wenn sie nicht gerade in Bereichen wie der Produktion tätig sind. Bei Siemens sollen alle Beschäftigten weltweit im Schnitt stets zwei bis drei Tage pro Woche mobil arbeiten dürfen. Die Deutsche Bahn will mobiles Arbeiten dort möglich machen, „wo es die bestehenden Arbeitsanforderungen erlauben“, und auch Bosch sowie Coca Cola setzen auf eine Mischung aus Büro und Homeoffice.

Weiter geht der Softwarekonzern SAP. „Wenn es die Tätigkeit nicht zwingend verlangt, an einem bestimmten Ort präsent zu sein, haben die Mitarbeiter bei der Wahl ihres Standorts alle Freiheiten“, sagte Deutschland-Personalchef Cawa Younosi. Generell ist Homeoffice in der Informationswirtschaft stärker auf dem Vormarsch als in der Industrie, zeigt eine Studie des Mannheimer Forschungszentrums ZEW.

Nicht nur Unternehmen wollen, dass die Beschäftigten hin und wieder ins Büro kommen – Nachfrage kommt auch vom Personal. „Viele junge Leute gehen gerne in die Firma, da sie oft in kleinen Wohnungen leben, Single sind und Gesellschaft suchen“, meint Leimbach. Bei Firmen gebe es eine große Unsicherheit über die neue Arbeitswelt. „Viele warten, was die Konkurrenz macht und wer als erster springt.“ Für einige Unternehmen gehe es nach Monaten des Homeoffice erstmal darum, eine Art Normalbetrieb wiederzuerlangen, bevor flexible Modelle ausprobiert würden, meint Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Der Zug Richtung Homeoffice sei nicht mehr aufzuhalten, denn flexible Arbeitsmodelle sind auch ein gutes Argument im Werben um Fachkräfte. Die Umsetzung sei aber gar nicht so einfach. „40 Prozent weniger Büroanwesenheit heißt nicht 40 Prozent weniger Fläche.“

In der Praxis haben flexible Modelle wie geteilte Schreibtische Tücken. Voigtländer verweist auf Studien, wonach die meisten Beschäftigten gerne mittwochs und freitags Homeoffice machen wollen. „Da sind viele Absprachen nötig, wer wann ins Büro kommen kann.“

Der Trend gehe zu mehr Abstand zwischen den Schreibtischen und mehr Räumen für Kommunikation, sagt Leimbach von JLL. „Das eigene Privatbüro mit festem Platz und Namensschild an der Tür sehen wir auf dem Rückzug.“ Technisch seien geteilte Schreibtische kein Problem. Es sei eher eine Frage der Kultur, einen Platz zu beziehen, an dem vor kurzem noch Familienfotos von Kollegen standen. „Das fühlt sich für viele an, als würden sie sich in ein fremdes Wohnzimmer setzen.“

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