Die IT-Abteilung als Business-Enabler und Digitalisierungsmacher: Seit Jahren werden Transformation und ein anderes Rollenverständnis gefordert. Die Umsetzung lässt aber vielerorts auf sich warten, denn die Anforderungen sind komplex, der Wandel setzt neue Fähigkeiten und Prozesse voraus.
Die IT-Abteilung als Business-Enabler: Es ist eines dieser geflügelten Worte, an denen es im Diskurs um den gesamtgesellschaftlichen Wandel namens Digitalisierung kaum mangelt. Nichtsdestotrotz ist die Idee hinter dem Schlagwort vielversprechend, langfristig sogar notwendig. Denn IT-Lösungen sind längst mehr als bloße Werkzeuge im Arbeitsalltag. Sie haben sich zur unerlässlichen Grundlage zahlreicher Geschäftsmodelle entwickelt. Kaum eine Fachabteilung, die nicht zu großen Teilen stillsteht, wenn es zu technischen Aussetzern kommt. Und das gilt längst nicht mehr nur für Digitalvorreiter beispielsweise aus dem Software- oder Plattform-Bereich. Vor allem die vergangenen Monate im Zuge der Corona-Pandemie und die Anforderung der Remote Work haben unterstrichen, welchen zentralen Stellenwert die IT mittlerweile für das reibungslose, erfolgreiche Geschäft von zahllosen Unternehmen und Branchen eingenommen hat.
Doch dieser Stellenwert, diese rasante Entwicklung, setzt wiederum eine neue Rolle der IT-Abteilung voraus. Sie soll nicht mehr nur für die Aufrechterhaltung der Funktionstüchtigkeit der IT verantwortlich und somit allem voran technischer Dienstleister im Unternehmen sein, sondern darüber hinaus die Digitalisierung und somit auch das gesamte Business mitgestalten. Sprich: Die IT-Abteilung wird zum Enabler und zum Treiber von Veränderung und Innovation.
Es ist ein bemerkenswerter und weitreichender Wandel. Die IT-Abteilung rückt ins Zentrum des Geschäftsbetriebs, sie kann in dieser Position Digital- und somit Business-Strategien entscheidend mitgestalten. Doch parallel steigen und verändern sich auch die Anforderungen. Es werden neue Fähigkeiten gefordert: Die IT muss stärker kommunizieren, evaluieren und steuern, während die Komplexität der vorausgesetzten Technologien analog dazu ebenfalls stetig zunimmt – und die Fachabteilungen eigenes Digital-Know-how aufbauen. Denn das technische Monopol der IT-Abteilungen im Unternehmen ist längst nicht mehr in Stein gemeißelt. Es reiche daher nicht mehr, nur den „Betrieb nach dem Motto ‚keep the lights green‘ sicherzustellen“, unterstreicht Christian Kirsch, Geschäftsführer des Nürnberger IT-Beratungsunternehmens Passion4IT, gegenüber funkschau. „Man benötigt ein hohes Verständnis für die Anforderungen der Fachbereiche, Prozess-Know-how und Projektleitungskompetenz. Hier ändert sich das Rollenbild vieler IT-Abteilung massiv. Weg vom Betrieb hin zum Berater – oder besser Service Provider.“
Eine Entwicklung, die auch Nicolas Olberg, Senior Lead IT Consultant beim IT-Beratungs- und Software-Anbieter MaibornWolff, bestätigt. „Die wenigsten Unternehmen können sich vor der Digitalisierung ihres Geschäfts verschließen. Dadurch entwickelt sich IT schon lange vom Support-Prozess zum Kernprozess der Wertschöpfung und die IT-Abteilung entsprechend vom reinen Cost-Center zum Value-Driver.“ Doch was die IT-Branche bereits seit Jahren wie ein Mantra wiederholt, ist in vielen Unternehmen noch längst kein Alltag. Obwohl digitale Technologien in den meisten Branchen sukzessive an Bedeutung gewinnen, schreitet der Wandel der internen Strukturen und Prozesse mancherorts wesentlich gemächlicher voran. Das Bild dieser Entwicklung sei in Deutschland nach wie vor sehr heterogen, berichtet auch Olberg. Zwar erlebe der Experte viele Beispiele für Unternehmen, die diese Transformation bereits Schritt für Schritt meistern, „sogar in der Versicherungsbranche, die in meiner Wahrnehmung eher langsam und schwerfällig ist“. Zeitgleich beobachte er aber, dass die neue Rolle oftmals gar nicht so gerne von den IT-Abteilungen angenommen wird. Und da, wo der Wille vorhanden sei, würden häufig die passenden Strukturen innerhalb des Unternehmens fehlen, um den Wandel zu unterstützen. „Denn einfach nur die neue Welt zu verkünden, reicht gerade in alten gewachsenen Organisationen natürlich nicht aus, um sich nachhaltig zu transformieren.“