Massenentlastungen in der IT-Branche

Leere und Lehre nach dem Danach

25. April 2023, 10:12 Uhr | Martin Fryba
Daniela Reher (li.) hatte zunächst keinen Plan B, Katja Pischel schon, als beide Managerinnen ihren Job bei Microsoft verloren.
© Reher/Pischel

Schock und Enttäuschung nach einer Entlassung sitzen tief: Zwei Ex-Microsoft-Managerinnen – es trifft vor allem Frauen – berichten und machen aber auch Mut. Denn das Business-Leben geht weiter, manchmal sogar besser als zuvor. Ein Netzwerk ist wichtig, wie das IAMCP für den Microsoft-Channel.

Amazon, Accenture, Facebook/Meta, Google, seit gestern auch CDW und Red Hat: 70.000 und mehr haben in den letzten Monaten und Tagen ihren Job verloren. Kein neues Phänomen, denn Entlassungswellen gab es in der Technologiebranche immer schon. Und immer laufen sie nach demselben Muster ab: Die Konzernzentrale in den USA teilt ihren Tochtergesellschaften im Ausland die Quote mit, die Statthalter setzen sie um. Roma locuta, causa finita: Rom – im Fall von Microsoft: Redmond – hat gesprochen, die Sache ist erledigt. Das Schicksal von rund 10.000 Angestellten des Softwarekonzerns entschieden. Erledigt ist hingegen für jeden und vor allem jede gar nichts. Es trifft mehr Frauen als Männer, mehr Ältere als Jüngere: Marketing und Kommunikation, wo eben viele Frauen arbeiten sowie gut gezahlte, weil lange in der Firma Beschäftigte. Was macht das mit den Betroffenen? Was macht das mit denen, die (noch) nicht entlassen wurden? Wie verhalten sich Führungskräfte, die Teammitgliedern kündigen müssen? Man bekommt womöglich Seiten des Chefs zu spüren, die man vorher nicht gekannt hatte.

Führungskräfte im Dilemma
„Da trennt sich die Spreu vom Weizen“, sagt Katja Pischel, Geschäftsführerin Bridge-Builder for Change GmbH. Als ehemalige Führungskraft, die in ihrer Karriere drei Mal von Entlassungswellen selbst betroffen war und ihre Jobs verlor, kann sie nach einigen Jahren des Abstands seit der letzten Kündigung sehr gut beide Seiten reflektieren. Das hilft ihr als Business Coach für Führungskräfte, und es hilft aktuell Entlassenen, die geschockt, enttäuscht, wütend sind, schließlich mit sich hadern und doch nach dem alten Vertrauten ein neues Kapitel aufschlagen müssen. „Führungskräfte sind ja auch nur Menschen. Sie müssen Entlassungsgespräche führen und die Energie trotzdem hochhalten. Das ist schon heftig“, sagt Katja Pischel.

Brücken bauen statt destruktiven Automatismus walten lassen
IAMCP hat Katja Pischel und Daniela Reher, ehemalige Leiterin Partner Programme bei Microsoft im Rahmen des Business Circle D&I zum Teams-Talk über „Massenentlassungen in der IT – was nun?“ eingeladen. Dazu muss vorausgeschickt werden: Die International Association of Microsoft Certified Partners ist das wichtigste Netzwerk des Microsoft-Channels und versteht sich als Sprachrohr des Microsoft Partner Ökosystems. Ein Anhängsel von Microsoft ist die IAMCP nicht, das Verhältnis zur deutschen Landesgesellschaft des Herstellers ist eng, von gegenseitigem Respekt geprägt, ja man ist sich auch freundschaftlich verbunden. Wie sollte es anders sein, wo doch viele Aktive im Netzwerk selbst lange Jahre bei Microsoft beschäftigt waren. Es geht der IAMCP bei diesem Teams-Meeting nicht um Microsoft-Schelte, obwohl es dafür gute Gründe hätte geben können. Doch Spielraum beim von der Zentrale beschlossenen Abbau von Jobs hat Microsoft Deutschland spürbar kaum.

So lenkt IAMCP-Moderatorin Alexandra Hanke das Gespräch auf Punkte, die den aktuell von Entlassungen Betroffenen helfen sollen, Mut zu fassen, neue Perspektiven und sogar Chancen zu entdecken. Geteiltes Leid soll eben nicht halbes Leid sein. Da sind die persönlichen Erfahrungen und Ratschläge von Katja Pischel und Daniela Reher sehr viel mehr wert, als sich nur über Enttäuschungen und Kränkungen zu unterhalten. Man darf und soll sie freilich aussprechen. Sie zu überwinden ist das Ziel des Talks. Und mehr noch: Auch Führungskräfte sind gefordert, in emotional schwierigen Phasen Brücken zu bauen. Jenen, die sie Entlassenen müssen und denen, die bleiben dürfen. Die „weiter 120 Prozent Leistung bringen sollen, sich aber zurückziehen, vorsichtiger mit Kritik werden und wie das Kaninchen vor der Schlange vor der nächsten Entlassungswelle stehen und denken, ich könnte die Nächste sein“, warnt Daniela Reher vor einem destruktiven Automatismus.

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  1. Leere und Lehre nach dem Danach
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