Alexander Linden von der Analysefirma Gartner sagt, KI bringe Unternehmen Milliarden. Manche Unternehmen optimierten damit Preise, andere nutzten die Technik wie die EnBW bei Instandhaltungsfragen (Predictive Maintenance). „Es gibt Tausende von Use Cases“, sagt Linden. Doch im Vergleich etwa zu den USA seien deutsche Unternehmen etwas skeptischer bei der Anwendung - größtenteils aber mit den Ergebnissen bisheriger Projekte zufrieden, wie eine Erhebung ergab.
Dennoch seien etwa erst fünf Prozent von dem, was KI kann, auch umgesetzt, so Linden. Daher schwanken Zahlen und Einschätzungen durchaus: In der Bitkom-Studie gaben nur acht Prozent der Unternehmen an, KI-Anwendungen einzusetzen. „Wir sind daher in Deutschland eher noch in einer Phase, in der wir die Verbreitung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz voranbringen müssen, wenn wir unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten wollen“, erklärt Referentin Uhl.
Die Initiative AppliedAI aus München unterstützt Firmen auf dem Weg ins KI-Zeitalter. Sie legt strenge Kriterien an, wie Andreas Liebl erläutert: „Es geht darum, wirklich datengetrieben KI einzusetzen.“ Da gehe es nicht um Google Maps oder Chatbots. „Es ist wichtig, dass wir uns nicht anlügen als Nation.“ Wertschöpfung müsse durch KI generiert werden. Soweit sei aber erst ein Bruchteil der Firmen.
Auch die EnBW arbeitet mit AppliedAI zusammen. Ein großes Problem ist nach Auskunft ihres KI-Experten Hoffmann, überhaupt erstmal passende Datengrundlagen zu finden, mit denen man arbeiten kann. Der Konzern habe mehrere Töchter, überall seien Abläufe unterschiedlich. Das war früher kein Problem. „Aber heute weiß man: Daten haben einen Wert“, sagt Hoffmann. „Wir müssen Data-Pipelines aufbauen, Lücken schließen, Daten nutzbar machen, damit jemand damit arbeiten kann.“
Dafür brauche es aber Spezialisten wie sogenannte Data Engineers. Und die seien rar. Laut Bitkom fehlten zuletzt rund 90.000 IT-Fachkräfte in Unternehmen aus allen Branchen. 65 Prozent der Firmen ab 20 Beschäftigten nannten den Fachkräftemangel als eine der größten Hürden bei der Digitalisierung. Und auch wenn Bosch nach eigenen Angaben bislang Stellen gut besetzen konnte, bemerkt der Konzern, „dass die Nachfrage nach Spezialisten in einigen Bereichen angezogen hat». Die Suche nach Senior Experten im Softwarebereich zum Beispiel für automatisiertes Fahren und KI dauere im Schnitt etwas länger. „Hier erwarten wir in den kommenden Jahren eine weitere Verschärfung des Wettbewerbs“, prognostiziert Sprecherin Wild-Raidt.
Bosch und EnBW schulen eigene Mitarbeiter in Sachen KI. Leibfried und Zeh sind zwei der neuen Fachleute beim baden-württembergischen Energieversorger. Nur so finde man die richtigen Anwendungsfälle und könne das Thema „ins Feld“ bringen, ist Hoffmann überzeugt. „Die digitale Transformation betrifft alle Geschäftsbereiche.“