Mobivention gibt Einblick in die Entwicklung barrierefreier Apps.
Von Audiodeskription über Brailleschrift bis Rollstuhl-Rampe – in unserer öffentlichen Infrastruktur und in der Medienwelt ist das Thema Barrierefreiheit inzwischen fest verankert. Viele Maßnahmen und Installationen sind aus dem Alltag von Menschen mit einer Seh-/Hörbehinderung oder einer motorischen Einschränkung nicht wegzudenken. Doch wie steht es mit dem Bereich App-Entwicklung? Schließlich nutzt in unserer zunehmend digitalisierten Gesellschaft fast jeder Smartphone, Tablet und Co. – und etwa 15 Prozent davon haben eine amtlich anerkannte Behinderung. Darüber hinaus leiden circa 10 Prozent der Bevölkerung unter Farbschwäche und der Anteil der sogenannten Best Ager steigt: Bereits 52 Prozent der Deutschen sind über 45 Jahre alt, das Alter, in dem die Altersweitsichtigkeit langsam einsetzt und die Feinmotorik nachlässt. Sie alle würden von einer barrierefreien App-Entwicklung profitieren.
Laut Experten besteht hier vor allem bei Unternehmen allerdings noch Handlungsbedarf und auch auf Entwicklerseite rückt das Thema eher zaghaft in den Fokus. „Es ist mein Wunsch, dass App-Entwickler noch stärker auf Barrierefreiheit achten“, unterstreicht auch die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Verena Bentele. Der Kölner Software-Anbieter Mobivention folgt diesem Wunsch und treibt die Entwicklung barrierefreier Android- und iOS-Apps auch abseits des eigenen Portfolios weiter voran – unter anderem im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit dem „Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.“.
Ein wichtiger Schritt in Richtung Standardisierung der Barrierefreiheit bei Apps erfolgte Ende 2016 mit Inkrafttreten der EU-Richtlinie über den barrierefreien Zugang zu Websites und Apps öffentlicher Stellen, beispielweise Verwaltungen, Krankenhäuser oder Universitäten. „Für uns ist Barrierefreiheit ein selbstverständliches Kriterium bei der Ausschreibung und Umsetzung unserer Apps, sowie aller anderen Services“, sagt Petra Winkelmann, Projektleiterin von Rehadat, dem zentralen Informationsangebot zur beruflichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Diese Entwicklung ist ganz im Sinne des integrativen Konzepts „Universelles Design“ (europäisch: „Design für alle“), bei dem es darum geht, digitale Angebote für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. Und dies weitestgehend ohne Zusatztechnik oder Anpassung und kompatibel mit sämtlicher Unterstützungstechnologie. Es geht dabei also nicht um Apps, die speziell für Nutzer mit Einschränkungen entwickelt werden, sondern um nicht weniger als alle verfügbaren Apps – sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext.
Die Prinzipien des „Universellen Designs“ reichen von der einfachen, intuitiven Benutzung über einen niedrigen körperlichen Aufwand bis hin zu einer gewissen Fehlertoleranz bei unbeabsichtigten Aktionen. Wie aber sieht die App-Barrierefreiheit konkret aus und was muss bei der App-Entwicklung beachtet werden? Dr. Hubert Weid, Mobivention-Geschäftsführer und aka Dr. App, beantwortet einige grundsätzliche Fragen zu dem Thema.