Es muss nicht immer eine globale Pandemie sein, die das eigene Unternehmen aus einem wirtschaftlichen Takt bringt: Ein unerwarteter, disruptiver Mitbewerber, kurzfristig veränderte Kundenwünsche, Lieferanten mit innovativen Produkten oder auch gesetzliche Neuregelungen können Anlass sein für eine krisenfestere, flexiblere Aufstellung der eigenen Organisation, der Geschäftsprozesse und der IT-Architektur. Die Erkenntnisse aus der Krise sollten dennoch mitgenommen werden. So empfiehlt die Unternehmensberatung Gartner IT-Verantwortlichen in einer aktuellen Analyse für ERP-Strategien, mit den sich schnell ändernden Geschäftsanforderungen Schritt zu halten, indem sie ihre ERP-Lösungen reaktionsschneller und frei zusammensetzbar machen: „Sie sollten kritische Altsysteme renovieren oder ersetzen, um den Übergang zu komponierbaren Anwendungen zu beschleunigen, und alle neuen monolithischen Lösungen ablehnen, die von Anbietern oder internen Entwicklern vorgeschlagen werden“, heißt es in den Gartner-Prognosen „Predicts 2021: Time to compose an ERP Strategy to Outpace Disruption“.
Aus den eher monolithischen Einzellösungen sollen demnach offene digitale Betriebsplattformen mit flexibel kombinierbaren Komponenten werden, sodass insgesamt ein Ökosystem von ERP-Funktionalität entsteht, das vom Unternehmen frei gestaltet und weitentwickelt werden kann, von dem aus einfach Verbindungen hergestellt werden können. Eine solche Plattform zeichnet sich dadurch aus, dass sie ERP-Funktionalität bietet, die Unternehmen den eigenen Anforderungen entsprechend aus verschiedenen Komponenten zusammenstellen können – zum Beispiel für Einkauf, Lieferanten- und Lagermanagement, Auftragsbearbeitung und -versand über Kundenmanagement, Buchhaltung und Payment bis hin zu Business Intelligence. Je nach Ausrichtung kann das auch noch weitere spezifische Komponenten enthalten. In einem solchen Setup werden über die DOP zentral die Schnittstellen zu den anderen beteiligten Systemen bereitgestellt und gemanagt. Über eine zentrale Daten-Drehscheibe innerhalb des ERP-Ökosystems lassen sich zum Beispiel Produktdaten im Unternehmen zentral speichern, sodass sie nicht mehr in verschiedenen Systemen verstreut sind. So lässt sich aus einer Palette verschiedener IT-Apps und -Lösungen trotz unterschiedlicher technologischer Prägung ein ERP-Ökosystem gestalten und weiterentwickeln.
Mit solch integrativen DOPs müssen bestehende ERP-Lösungen nicht in einem Zug ausgetauscht werden; Stattdessen lässt sich die Modernisierung des eigenen ERP-Ökosystems schrittweise gestalten, da über die Plattform altbewährte Systeme gemeinsam mit modernen Lösungen wie webbasierten Apps laufen können. Haben die Altsysteme irgendwann ausgedient, können sie außer Dienst genommen werden, während entsprechende neue Lösungen schon an die digitale Betriebsplattform angeschlossen sind.
Unternehmen, die in den nächsten Jahren ihre ERP-Lösungen modernisieren wollen, finden in solchen Plattformen einen Weg, dies auf systematische, aber sanfte Art zu tun. Sie profitieren gegebenenfalls von tiefgreifender ERP-Funktionalität und der hohen Integrationsfähigkeit einer solchen Plattform, die zum Fundament für ein flexibel kombinierbares Ökosystem werden kann.
Boris Krstic ist Vorstandsvorsitzender von Actindo