Tintri hat seine Speicherplattform VMstore um KI-Funktionen erweitert, wodurch die Storage-Systeme sich autonom verwalten können. Die Portierung des Tintri-OS auf Docker-Container soll zudem künftig einen plattformunabhängigen Betrieb ermöglichen.
Um den 2008 gegründeten Storage-Spezialisten Tintri war es in den vergangenen Jahren etwas ruhiger geworden. 2018 wurde das Unternehmen von DDN (Data Direct Networks) übernommen und hat die vergangenen Jahre dazu genutzt, seine VMstore-Plattform auch in die Cloud zu bringen.
Durch Erweiterungen der schon seit Längerem implementierten KI-Funktionen können sich die Storage-Systeme weitgehend autonom verwalten. Aktuell im Beta-Test befindet sich zudem eine Docker-Container-Portierung des Tintri-OS, durch die sich das Speichersystem plattformunabhängig betreiben lässt. connect professional sprach mit Phil Trickovic, Senior Vice President of Revenue bei Tintri, über die strategische Neuausrichtung und wie Unternehmen von den neuen Einsatzmöglichkeiten profitieren können.
Herzstück des Portfolios ist das Speichersystem VMstore, auf dem sich unterschiedliche Workloads parallel betreiben lassen, die auf verschiedenen Virtualisierungsplattformen wie VMware, Microsoft Hyper-V, Proxmox, RedHat, Citrix Xen oder XCP-ng laufen können. Zu den Standardanwendungen zählen virtuelle Server, SQL-Datenbanken, VDI (Virtual Desktop Infrastructure) sowie DevOps-Systeme.
Die Besonderheit von Tintri besteht laut Phil Trickovic darin, dass die Speicherkapazitäten den Hypervisor-Servern nicht auf Basis von einzelnen LUNs zugewiesen werden, sondern das System die gesamte Speicherkapazität als großen Storage-Pool bereitstellt. Tintri hat ein eigenes File-System entwickelt, das jeder VM ihren Speicherplatz zuweist. Dadurch kann Tintri Quality-of-Service-Vorgaben auf der Ebene einzelner VMs garantieren. Die granulare Verwaltungsebene ermöglicht zudem aussagekräftige Latenzanalysen, die aufzeigen, ob bei Performance-Problemen der Flaschenhals im Disk-System, im Netzwerk oder bei den physischen Servern liegt.
Mit zusätzlich implementierten KI-Funktionen sind diese Echtzeit-Analysefunktionen nun nicht mehr nur für VMs nutzbar, sondern für alle auf dem Tintri-System gespeicherten File-Objekte.
Tintri verfügt zudem laut Phil Trickovic bereits seit Längerem über eine Anomalieerkennung, um Ransomware-Angriffe schnell zu erkennen. Das System gibt dem Administrator Empfehlungen, wie darauf reagiert werden sollte. Einen zusätzlichen Schutz bietet der Immutability-Support für die internen Snapshot-Sicherungen.
In den vergangenen Jahren konnten Unternehmen durch eine regelbasierende Automation der Speicherverwaltung bereits viele Standardaufgaben automatisieren. Die von Tintri in VMstore integrierten neuen KI-Funktionen sollen nun analog zum autonomen Autofahren den nächsten Schritt hin zu einem Self Driving-Data-Management mit Hilfe von AIOps und einer intelligenten Infrastruktur ermöglichen. Phil Trickovic nennt noch eine weitere Vision, die Tintri sich auf die Fahnen geschrieben hat: So wie VMware dafür gesorgt hat, dass die Verschwendung von ungenutzten physischen Server-CPU-Ressourcen durch den Siegeszug der Server-Virtualisierung stark reduziert werden konnte, will Tintri durch die hohe Effizienz seiner VMstore-Systeme die Verschwendung von Speicherkapazitäten beenden.
Die KI-gestützten autonomen Verwaltungsfunktionen bieten Unternehmen laut Tintri einen hohen Mehrwert, weil sich damit die Betriebskosten deutlich senken lassen. Im Idealfall schließt ein Unternehmen ein neues VMstore-System an das Netzwerk an, und muss es nach dem initialen Setup normalerweise nicht mehr anfassen, weil es alle Ressourcen vollautomatisch verwaltet. Auf Basis von historischen Analysedaten ist Tintri zudem in der Lage, Prognosen für die künftig benötigten Speicherkapazitäten und die damit verbundenen Kosten zu erstellen. Mit den Datenanalysen lassen sich auch Einsichten in geschäftliche Prozesse gewinnen, die zum Beispiel für die Entwicklung künftiger Applikationen genutzt werden können.
Multi-Cloud und Container
Um Multicloud-Szenarien unterstützen zu können, hat Tintri im vergangenen Jahr die VMstore-Plattform ausgebaut. Für die AWS-Cloud wurde die Tintri Cloud Engine (TCE) entwickelt, bei der es sich um eine VM mit Tintri-OS handelt. Unternehmen können Daten und Snapshots der im eigenen RZ laufenden Tintri-Systeme nun zu einer TCE-Instanz in die AWS-Cloud replizieren. Die Tintri Cloud Platform (TCP) besteht dagegen aus physischen VMstore-Systemen, die in einem RZ des Cloud-Providers laufen. TCP ist bislang nur über Service Provider in den USA und in der Region Afrika und Mittlerer Osten erhältlich. Eine Ausweitung des Angebots auf Europa ist geplant.
Für die Cloud-Integration sowie für KI-Anwendungen wird laut Phil Trickovic eine weitere Neuentwicklung von Tintri künftig eine wichtige Rolle spielen. Mit den Application Containers wird das Storage-Betriebssystem TxOS künftig auch als Docker-Container mit persistentem Storage zur Verfügung stehen. Das Projekt befindet sich derzeit in der Beta-Phase und soll voraussichtlich Ende 2024 abgeschlossen sein. Die VMstore-Lösung wird sich damit als Microservice in allen Umgebungen einsetzen lassen, die Docker-Container unterstützen.
Die zentrale Verwaltung aller von einem Unternehmen genutzten VMstore-Systeme erfolgt über die Global Workload Control Plane von Tintri. Damit lassen sich alle Workloads steuern, gleichgültig ob sie im eigenen RZ, auf einem physischen oder virtuellen VMstore-System in der Cloud oder in einem TxOS-Container laufen. Für Phil Trickovic bietet die Tintri-Plattform Unternehmen die Möglichkeit, eigene Generative-KI-Projekte inklusive LLM-Berechnungen (Large Language Model) vergleichsweise kostengünstig selber durchführen zu können.
Bezüglich der Storage-Hardware will Tintri die nächste Generation der T7200-Familie vorstellen. Die neuen Systeme verfügen dann über leistungsfähigere Hardware und erhöhen die Effizienz der bereitgestellten Speicherkapazitäten. Für Ende 2025 plant Tintri laut Phil Trickovic, mit der 8000er-Familie eine komplett neue Hardware-Lösung auf den Markt zu bringen. Sie wird über Nvidia Bluefield DPUs (Data Processing Unit) für eine softwaredefinierte Hardwarebeschleunigung von Netzwerk-, Speicher- und Sicherheitsfunktionen verfügen. Eine disaggregierte Systemarchitektur soll es zudem ermöglichen, Compute-, Memory-, Networking- und Storage-Ressourcen flexibel miteinander zu verbinden. Die Speicherlösungen von Tintri sind über ausgewählte Partner erhältlich.