Neben der reinen Qualifizierung von passiven Komponenten ist ein weiterer wichtiger Aspekt die Möglichkeit, auch bei bereits in Betrieb genommenen Systemen nach Fehlern suchen zu können und den Zustand zu dokumentieren. Dafür kommen in der Regel klassische Funktionalitäten in Frage, die im Bereich der Systembetreuer seit Langem bekannt sind und gerne genutzt werden. So muss der Anwender zum Beispiel in der Lage sein, sich einen Überblick über sein laufendes Netzwerk zu verschaffen oder Erreichbarkeiten testen zu können. Das Gerät sollte sich hierzu mit dem aktiven Netzwerk verbinden können und übersichtlich alle Informationen über die Leistungsfähigkeit des verbundenen Ports sowie zusätzliche Daten wie DHCP Server und Gateway Adresse anzeigen. Basierend darauf sollte ein umfassender Ping-Test als Hilfsmittel zur Inbetriebnahme und Fehlersuche zur Verfügung stehen. Wenn eine Ping-Liste – bestehend aus IP- und URL-Adressen – angelegt werden kann, besteht die Möglichkeit, einen Port mit einem Tastendruck auf seine Konnektivität zu prüfen. Das heißt, es können alle Server und Drucker, die für diesen Arbeitsplatz erforderlich sind, erreicht werden. Eine wichtige Funktion, besonders bei MACs (Moves, Adds, Chances) in einem Unternehmen. Es können aber auch bewusst einzelne Stationen damit gesucht werden. So lässt sich schnell herausfinden, ob zum Beispiel Zugriff auf einzelne Endgeräte wie E-Mail-Server möglich ist. Besonders bei Problemen in der Kommunikation mit der Außenwelt hilft die Trace-Route-Funktion. Sie ergänzt die Ping-Suche mit Informationen zu Stationen auf dem Weg zur Zieladresse, die sich auch außerhalb des eigenen lokalen Netzwerkes befinden können. Somit können Zugriffsprobleme aufs Internet eindeutig entweder als intern oder Provider-verursacht zugewiesen werden.
VLAN-Erkennung und Auswertung
Moderne größere lokale Netzwerke werden heute häufig über VLAN-Tags (Virtuelle LAN Tags) in einzelne virtuelle kleinere Einheiten unterteilt. Gut ausgestattete Qualifizierer können diese VLANs erkennen und ihre IDs und Prioritäten ausgeben. Um mehr Informationen zu einzelnen Switchports zu erhalten, verfügen sie über eine Auswertemöglichkeit von CDP (Cisco Discovery Protokoll) und LLDP (Link Layer Discovery Protokoll), wobei der Informationsinhalt stark abhängig vom verwendeten Switch ist. Zusammenfassend kann man sagen, dass überall dort, wo bestehende Netzwerkinfrastruktur dem stetigen Wandel neuer Technologien unterliegt, Komponenten oft erneuert oder ausgewechselt und Fehler gesucht werden, moderne Qualifizierer fest zum Test-equipment gehören sollten. Ebenso dort, wo aus verschiedenen Gründen eine Zertifizierung von Verkabelungen nicht gefordert ist, stellen sie eine unverzichtbare Alternative zur Zertifiziererklasse dar, wenn es um Test und Dokumentation des installierten Netzwerkes geht. Wichtig bei der Auswahl eines modernen Qualifizierers ist, dass er all diese Funktionen vereint, um möglichst von der Qualifizierung der passiven Komponenten bis hin zur Fehlersuche in aktiven Netzwerken alles bieten zu können, was der heutige Netzwerktechniker für seine Arbeit benötigt.
Tobias Heilmaier ist Produktmanager bei Softing IT Networks