Vor einem Jahr übernahm der österreichische Finanzinvestor SOL Capital devolo. Wie lief das ab und was umfasste der Deal?
Heiko Harbers: Im April 2024 beteiligte sich der österreichische Finanzinvestor SOL Capital im Rahmen eines Asset Deals an devolo. Die damals neu gegründete devolo solutions GmbH wurde in die finanzstarke Private-Equity-Struktur der SOL-Gruppe eingebunden. Mit dem Asset Deal konnte das Sanierungsverfahren nach nur knapp vier Monaten finalisiert werden.
Wie ist devolo heute aufgestellt? Gab es seitdem Veränderungen der strategischen Ausrichtung, des Produktportfolios oder weiterer Bereiche?
Harbers: Schon begonnene Optimierungsmaßnahmen wurden fortgeführt und umgesetzt. Ziel ist es, devolo als führende Marke im schnell wachsenden Digitalmarkt zu festigen und kontinuierlich das Produktportfolio auszubauen. Dass die Restrukturierung erste Früchte trägt, konnte devolo bereits auf der vergangenen IFA präsentieren. Viele Besucher waren überrascht, dass devolo die Platzhirsche der Branche mit einer Produktoffensive herausfordert. So freuen wir uns sehr, dass wir dieses Jahr den ersten 5G-Router und die ersten Ethernet-Switches von devolo erfolgreich launchen konnten. Im Laufe des Jahres werden weitere spannende Produktneuheiten folgen. devolo wird Komplettanbieter im Bereich Home Networking mit Powerline, Routern, WiFi-Extendern, Mesh-Systemen und vielem mehr.
Ist devolos Vertriebsstrategie gleichgeblieben?
Harbers: Es war klar, dass wir uns angesichts der Markt- und Umsatzentwicklungen fokussierter aufstellen müssen. Wir haben in den vergangenen Monaten fast alle internen Prozesse gestrafft, insbesondere im Sales-Bereich, und so zeigen sich bereits jetzt die positiven Effekte. Mein Eindruck ist, dass alle Mitarbeiter von devolo noch näher zusammengerückt sind und innerhalb unserer Mannschaft vieles besser und schneller funktioniert. Das hat auch etwas mit einem Mentalitätswandel zu tun, der mich an die Start-Up-Jahre von devolo erinnert: Jeder packt mit an, man hilft sich gegenseitig und arbeitet sehr fokussiert an den Zielen.
Über welche Kanäle werden die Produkte heute verkauft?
Harbers: Wir verfolgen eine Multi-Channel-Strategie. Produkte für Endkonsumenten sind im Online-Retail, stationären Handel, über Marktplätze und im devolo Online-Shop erhältlich. Unsere B2B-Range vermarkten wir über Key Account Manager und über den devolo Webshop. Der Vertrieb unserer Industrieprodukte erfolgt ausschließlich über Key Accounts im Direktvertrieb. Komplettiert wird der Sales-Service im Bereich „Industrial“ durch technischen Support aus der devolo Produktentwicklung. So ermöglichen wir Industriepartnern einen direkten Zugriff auf das technische Know-how unserer Ingenieure, um passgenaue Lösungen schnell zu entwickeln. Das ist ein großes Plus von devolo im Vergleich zu vielen Wettbewerbern.
Wie hat sich die Zahl der Partner seit der Übernahme entwickelt? Sind Partner während oder nach der Insolvenz weggebrochen und auch wieder zurückgekehrt?
Harbers: Wir freuen uns, dass uns viele Partner, die mit uns bereits seit Jahrzehnten zusammenarbeiten, weiterhin vertrauen. Richtig ist auch, dass wir uns im ersten Schritt auf digitale Partner konzentriert haben. Wir sehen jetzt aber zunehmend, dass der stationäre Handel ein wachsendes Interesse an einer Partnerschaft hat. devolo hat eine Lücke im Regal hinterlassen, die Konkurrenten nicht ausfüllen können. Deshalb werden wir sukzessive wieder bei den größten europäischen Handelspartnern im stationären Bereich aktiv. Das gibt der Marke devolo eine hohe Visibilität und fügt sich gut in unsere Gesamtstrategie ein.
Wie ist das Geschäftsjahr 2024 verlaufen und welche Erwartungen haben Sie für 2025?
Harbers: Seit der Restrukturierung wirtschaften wir wieder profitabel. Durch die Erweiterung des Produktportfolios und die weitere Internationalisierung ist zusätzliches Wachstum ein realistisches Ziel. Diese Schritte werden wir sukzessive unternehmen – immer mit Maß und Mitte.