Der Ausschluss von Netzkomponenten von chinesischen Herstellern wie Huawei bringt den 5G-Ausbau in mehreren europäischen zunehmend ins Stocken. Selbst das bisherige Musterland Schweden fällt deutlich zurück, während Deutschland mit viel Huawei-Technik in die Spitzengruppe vorrückt.
Spätestens seit dem US-Bann gegen Huawei durch den Ex-Präsidenten Trump sehen sich viele Länder und Mobilfunknetzbetreiber mit der Frage konfrontiert, wie sie mit den bis heute nicht belegten Spionagevorwürfen umgehen. Die Antworten darauf fallen sehr unterschiedlich aus, selbst in Europa gibt es bisher keine einheitliche Linie. Eines zeigt sich nun aber immer deutlicher: Zwar lässt sich der Ausschluss technisch durchaus umsetzen, anders als von Experten, Politikern und Providern gerne berichtet, kostet das jedoch unter Umständen mehr Geld, in jedem Fall aber mehr Zeit. Alleine schon, weil die entsprechenden Bauteile, allen voran Antennen und RAN-Komponenten, oft nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Dadurch werden fast alle Länder, die ihr 5G-Netz nun ebenfalls ohne Komponenten von Huawei und anderen chinesischen Anbietern aufbauen, spürbar ausgebremst. Wie sehr, das belegen nun erschreckend deutlich einige Statistiken der EU.
Eines der eindrücklichsten Beispiele liefert Schweden. Als das Land 2020 als erstes EU-Mitglied explizit Huawei, ZTE und andere chinesische Lieferanten, deren Produkte im 4G-Netz reichlich vertreten sind, vom 5G-Netzaufbau ausschloss, lag es im „Digital Economy and Society Index“ (DESI) der EU-Kommission noch auf dem zweiten Platz. Im vergangenen Jahr stürzte der einstige Musterschüler dort unmittelbar auf Rang 9 ab. Noch detaillierter schlüsselt den Effekt der aktuelle „5G Observatory Report“ der EU auf, der Schweden etwa bei der 5G-Netzabdeckung inzwischen sogar als Schlusslicht sieht. Schweden ist demnach das einzige EU-Land, in dem noch immer weniger als ein Viertel der Bevölkerung mit der neuen Mobilfunkgeneration versorgt wird. Nur knapp davor liegen mit jeweils etwas mehr als 25 Prozent Bevölkerungsabdeckung Rumänien und Belgien, die sich beide ebenfalls frühzeitig für einen kompletten China-Ausschluss entschieden haben. Belgien stürzte damit im DESI-Ranking sogar vom sechsten auf den letzten Platz ab.
Und noch zwei Länder aus der ehemaligen Spitzengruppe finden sich ganz am Schluss des Flächenausbaus wieder: Die beiden baltischen Staaten Estland und Lettland, die ihr 5G-Netz ebenfalls ohne chinesische Komponenten realisieren. Der gerne unter „E-Stonia“ laufende Digitalpionier und sein Nachbar schaffen es trotz ihrer gut beherrschbaren geographischen Voraussetzungen gerade einmal, etwas mehr als 40 Prozent ihrer Einwohner mit schnellem 5G zu versorgen. Das ist nur rund die Hälfte des EU-weiten Durchschnitts von 80 Prozent. Damit belegen fünf der elf Länder, die laut Strand Consulting ein komplett chinafreies 5G-RAN betreiben, auf den letzten Plätzen. Und auch die meisten anderen finden sich eher im hinteren Teil des Feldes wieder.