Status quo und Zukunft von FTTX

Die Glasfaser auf dem Abstellgleis?

10. Juni 2014, 12:25 Uhr | Peter Tischer

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Eine nachhaltige Infrastruktur

Ein durchgängiges Glasfasernetz bis zum Endkunden (FTTB/H) liefert die leistungsstärkste TK-Infrastruktur, mit der Netzbetreiber die heutigen anspruchsvollen Anwendungen bewältigen sowie den weiter steigenden Bandbreitenbedarf im nächsten Jahrzehnt und darüber hinaus hinreichend abdecken können. Die Verwendung von Glasfaserkabel verspricht annähernd grenzenlose Übertragungsmöglichkeiten. Ziel beim Aufbau eines Glasfasernetzes ist es, eine nachhaltige Infrastruktur für die nächsten 30 oder 50 Jahre zu errichten.

Die TK-Industrie hat weltweit seit Jahren Erfahrungen mit Glasfasernetzen gesammelt. In vielen Ländern, insbesondere in Asien, haben Regierungen die breite Einführung von Glasfaserinfrastrukturen gefördert und sich damit weltweit einen Vorsprung verschafft. Japan, Südkorea und China sind als herausragende Beispiele zu nennen. Aber auch Australien, Litauen, Schweden und Norwegen sollte man nicht vergessen. Bezüglich der Zugangstechnik als dem Schlüsselelement in FTTB/H-Netzen stehen zwei unterschiedliche Topologien zur Verfügung: aktives Ethernet mit einer Punkt-zu-Punkt (P2P)-Struktur und passive Netze in einer Baumstruktur mit Splittern im Übertragungsweg.

Grundsätzlich können sowohl mit aktiven Punkt-zu-Punkt-Infrastrukturen als auch mit passiven optischen Infrastrukturen Glasfasernetze bis in die Gebäude (FTTB) beziehungsweise bis in die Haushalte (FTTH) gelegt werden. Wenn man so will, ist FTTB die Vorstufe für FTTH. Bei FTTB schließt der Netzbetreiber die Glasfaser mit einem DSLAM im Mehrfamilienhaus ab; die einzelnen Teilnehmer werden von hier aus über die bestehende Telefonverkabelung via DSL angeschlossen. Mit der VDSL2-Übertragung stehen jedem Teilnehmer dabei auf den kurzen Telefonleitungen im Gebäude über 100 MBit/s zur Verfügung. In neuen Gebäuden kommt auch mehr und mehr Cat7-Ethernet-Verkabelung oder ähnliches zum Einsatz, die 1 GBit/s und mehr übertragen kann.

Derzeit sind Technologien im Einsatz, die höhere Datenübertragungsraten versprechen. Dazu zählen das in Asien populäre ITU-T G.hn (G.9960) zur digitalen Vernetzung im Heimnetzwerk mit Übertragungsraten von bis zu 1 GBit/s. Auch der neu aufkommende ITU-T Standard G.fast (G.9700) zielt auf ähnlich hohe Datenraten.

Der wesentliche technische Unterschied zwischen aktiver und passiver Zugangstechnologie liegt in der Nutzung der Glasfaser. Ethernet-Punkt-zu-Punkt-Netze (aktiv) betreiben eine dedizierte Glasfaser vom zentralen Einspeise-Punkt bis zum Kunden, während bei PON-Systemen die Glasfaser auf der ersten Strecke gemeinsam für mehrere Kunden genutzt wird, bevor ein optischer Splitter die Signale auf einzelne Kundenanschlüsse aufteilt. Das Ziel von passiven wie von aktiven optischen Netzen ist es, die Glasfaser so nahe wie möglich, idealerweise bis in die Häuser oder Wohnungen der Teilnehmer zu bringen. Der FTTH-Ansatz ist bezüglich Übertragungsqualität und Bandbreite die technisch beste Option.

Aufgrund der hohen Investitionskosten zur Erstellung einer Glasfaserinfrastruktur und der tendenziell sinkenden Umsätze der Telekommunikationsbetreiber fällt die Darstellung eines Business-Cases gegenüber Investoren und Verwaltungsräten der Netzbetreiber oft schwer. Lange Zeit war die TK-Branche verwöhnt von Return-on-Investment-Zeiträumen im Bereich von ein bis drei Jahren. Für FTTB/H-Netzausbauten – unabhängig vom jeweiligen Einsatz einer PON- oder Ethernet-P2P-Technologie – sind Grössenordnungen von teilweise mehr als zehn Jahren zu veranschlagen. Je nach Anwendungsfall und Umgebungsbedingungen gibt es Unterschiede bei der Business-Case-Betrachtung und der praktischen Implementierung, je nachdem, ob für FTTB/H-Rollouts eine passive oder aktive Zugangstechnologie zur Anwendung kommt.


  1. Die Glasfaser auf dem Abstellgleis?
  2. Eine nachhaltige Infrastruktur
  3. Passive optische Netze
  4. Aktive optische Netze
  5. Mit Glasfaser in die Zukunft

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