Im Interview erklären Jessica Calaminus und Barbara Graf-Detert von der Unternehmensberatung Culture in Company rocks, welche Anforderungen Mitarbeiter heutzutage an ihre Arbeitgeber haben und warum bei einem Kulturwandel nicht alles gleich über Bord geworfen werden sollte.
funkschau: Frau Graf-Detert, Frau Calaminus, die Kultur vieler Unternehmen wandelt sich derzeit. Wie sieht diese Entwicklung genau aus?
Barbara Graf-Detert: Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft in einem sehr hohen Tempo. Neben der Art, wie wir zusammenleben und kommunizieren, verändert sie unser Konsumverhalten und die Art und Weise, wie und wo wir zusammenarbeiten. Besonders in der industrialisierten Welt erwarten wir, dass das, was wir als Verbraucher im privaten Bereich schon seit Jahren erleben, auch Einzug in die Arbeitswelt hält. Stichwort: Transparenz, Entscheidungs- und Bewertungsmöglichkeiten, Geschwindigkeit, Individualität.
Jessica Calaminus: Die Vernetzung und der Zugang zu Wissen führt dazu, dass Mitarbeiter innerhalb der Unternehmen besser informiert sind und sich auch immer mehr für die Belange ihres Unternehmens interessieren, also partizipativer in Entscheidungsprozesse eingebunden werden möchten.
funkschau: War die Technik der ausschlaggebende Faktor dieses Wandels – oder hat sich eher die Unternehmenskultur auf den Einsatz der entsprechenden Technologien ausgewirkt?
Calaminus: In Zeiten des Wandels kann man an beidem ansetzen, wichtig ist nur zu wissen, wohin man in Zukunft möchte. Diese Frage stellen sich Unternehmen unserer Erfahrung nach nicht konsequent genug. In der Praxis sehen wir häufig, dass sie schneller bereit sind, sich den Prozessen zu widmen, dabei jedoch den Einfluss der jeweiligen Unternehmenskultur unterschätzen. Unserer Meinung nach liegt die größte Herausforderung der Digitalisierung nicht im Prozess, sie liegt in der Unternehmenskultur.
funkschau: Wie sollten Unternehmen also reagieren?
Calaminus: Ganz konkret sollten Unternehmen sich stark damit auseinandersetzen, was ihre Kultur ist und ob diese tragfähig für den Wandel ist. In der Arbeitswelt bedeutet das, sich flexibler aufzustellen – von den Prozessen her und der Frage, wo Entscheidungen getroffen werden. Es sollte das Arbeiten in Netzwerken gefördert werden sowie Kooperation und Partizipation.
Graf-Detert: Unternehmen sollten auch nicht von heute auf morgen alles in die Tonne klopfen und eine zu große Disruption lostreten. Immerhin sind viele deutsche Firmen sehr erfolgreich in dem, was sie tun. Es heißt also, Altes wertzuschätzen, gleichzeitig aber zu modernisieren und zu digitalisieren.