funkschau: Haben die Unternehmen ihre eigenen Erfolge zu selten im Blick?
Calaminus: Viele Change-Projekte fokussieren sich mehr auf das, was nicht funktioniert. Diese Projekte werden mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern. Stattdessen sollten sich die Unternehmen auf ihre Stärken konzentrieren und diese ausbauen. Den Mitarbeiter für Neues zu begeistern und zu befähigen ist dabei letztlich die größte Herausforderung.
funkschau: Scheitern die Projekte oftmals am Widerstand der Mitarbeiter?
Graf-Detert: Tatsächlich sehen wir sehr oft, dass Veränderungsprozesse verpuffen. Daher ist es wichtig, alle Mitarbeiter früh in die Entwicklung mit einzubinden und für Nachhaltigkeit und Konsequenz zu sorgen, sonst rutschen Unternehmen wieder zurück, statt voranzukommen. Veränderung ist ein langer Prozess, oft gemessen in Jahren, und kein kurzfristiges Projekt.
funkschau: Muss jeder deutsche Mittelständler am Ende dieses Entwicklung eine Kultur und Arbeitsumgebung wie beispielsweise Google oder Microsoft bieten?
Calaminus: Nein, mit copy and paste sind Unternehmen nicht gut bedient. Jedes Unternehmen hat seinen eigenen Weg hinter und vor sich. Es geht darum, Möglichkeiten zu finden, die zum Unternehmen, dessen Kultur und den Bedürfnissen der Mitarbeiter passen.
funkschau: Lassen sich prinzipiell alle Mitarbeiter gleich stark vom Wandel begeistern und erreichen?
Calaminus: Unternehmen werden in Veränderungsprozessen auch Mitarbeiter verlieren, das lässt sich meist nicht vermeiden. Dennoch sehen Mitarbeiter auch die Notwendigkeit. Entscheidend ist, dass Unternehmen den ersten Schritt gehen, diesen offen kommunizieren und die Mitarbeiter frühzeitig einbinden. Unternehmenskultur ist kein Fass ohne Boden und kein weicher Faktor mehr. Sie ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Veränderung.