Multi-Play, die Bündelung verschiedener Dienste, gehört für Telekommunikationsanbieter wie selbstverständlich zum Leistungsportfolio. Dabei bleibt die technische und logistische Umsetzung sowohl für große als auch für die kleine Anbieter eine wesentliche Herausforderung – etwa in Bezug auf Netzwerktechnologie, Rechnungstellung oder Beschwerdemanagement. Um effiziente Prozesse zu etablieren, sind Service-Provider auf eine entsprechende IT-Infrastruktur angewiesen. Allerdings kursieren immer noch zahlreiche Mythen um das Thema Multi-Play.
Die unabhängige Forschungsgruppe Analysys Mason hat in ihrem Whitepaper „IT Infrastructure of Service Providers – Analysis and Future Direction“ einige Missverständnisse aufgedeckt, die immer wieder im Zusammenhang mit Multi-Play entstehen. Daraus lassen sich Chancen und Risiken für Service-Provider ableiten.
Mythos Nummer 1: Bei den neuen Serviceleistungen im Rahmen von Multi-Play-Paketen geht es ausschließlich um das Gewinnen von Neukunden.
Tatsache: Richtig ist, dass man mit bestimmten ITK-Lösungen vorwiegend neue Zielgruppen erschließen will. Die Consultants von Analysys Mason haben anhand vieler Beispiele gezeigt, wie gebündelte Services quasi aufgeschnürt und erweitert wurden – etwa durch Cloud-Storage, Wifi oder weitere Dienste wie Netflix. Damit lassen sich mit Multi-Play-Pakete nicht nur Neukunden gewinnen, sondern sie helfen auch, die Zufriedenheit von Bestandskunden zu steigern und sie verhindern gleichzeitig, dass diese zu einem anderen Anbieter abwandern.
Mythos Nummer 2: Gebündelte Services sind vergleichsweise statisch und werden primär im Zuge von Launch-Kampagnen angeboten.
Tatsache: Weltweit stellen Service-Provider Multi-Play-Angebote aus bestehenden Diensten zusammen. Diese so genannten Bundles werden dann im Vergleich zu den einzelnen Diensten mit einem Rabatt auf dem Markt positioniert. Auch hier hat man neben dem Neukunden durchaus den Bestandskunden im Visier.
Den Recherchen der Consultants zufolge bieten Service-Provider ihren Kunden zunehmend mehr als die herkömmlichen Quad-Plays, also Angebote aus vier gebündelten Diensten wie etwa Internet, Festnetztelefonie, Mobilfunk und TV. Dabei werden immer mehr Inhalte – etwa von Drittanbietern – und neue Services wie Home-Networking, Home-Security, SaaS für Privat- und Geschäftskunden oder Cloud- und OTT-Services offeriert. Auch die Kombination von Geräten wie Smartphones, Tablets und Smart-TVs mit extrem schnellen Netzwerken und Technologien schafft neue Möglichkeiten.
Analysys Mason geht davon aus, dass die Bündelung von Services weiter ein Wachstumsmarkt bleibt und dazu beiträgt, fallenden Margen entgegenzuwirken.
Mythos Nummer 3: Große Service-Provider können aufgrund ihrer finanziellen Stärke und ihrer etablierten Systeme Angebote mit einem höheren Konvergenzgrad bieten als kleine.
Tatsache: Im Zuge der Analyse der momentanen Situation sowie der Zielsetzung bei Service-Providern hat Analysys Mason eruiert, dass die Angebote großer Service-Provider erstaunlicherweise über einen niedrigeren Konvergenzgrad verfügen als die neuer Marktakteure. Dem liegen mehrere Ursachen zugrunde:
So sind in etablierten Unternehmen traditionelle Prozesse nur schwer zu ändern; sie werden einfach in neue Systeme übernommen und somit manifestiert. Hinzu kommt, dass die Heterogenität der zugrunde liegenden Systeme bei größeren Anbietern über die Zeit zugenommen hat. Ein weiterer Grund liegt in der Vielfalt der Angebote, die führende Anbieter im Portfolio bereithalten. Unterschiedliche Services verlangen dabei nach umfassenden Supportfunktionen, die jedoch oft in Projekten realisiert werden, in denen kurzfristige Ziele erreicht werden müssen. Die Systeme werden dabei nicht angepasst und in konvergente Lösungen überführt, was es letztendlich erschwert, den Nutzen ergänzender Systeme zu steigern. Mit steigender Konvergenz, so Analysys Mason, lassen sich Multi-Play sowie auch andere komplexe Lösungsangebote schneller auf den Markt bringen. Die eine Lösung, die für alle passt, gibt es allerdings nicht.