Rico Barth, Leiter der Arbeitsgruppe Industrie 4.0 der Open Source Business Alliance, erklärt, wo in Sachen IT die Chancen für kleinere Unternehmen liegen.
Rico Barth hat 2006 zusammen mit drei Kollegen das Unternehmen c.a.p.e. IT gegründet. Er möchte mit seinem Unternehmen den deutschen Mittelstand in Sachen IT fit für die Zukunft machen. Wo genau die Chancen des Mittelstands liegen und wie sie genutzt werden können, verrät er im folgenden Interview.
Herr Barth, Sie sind Unternehmer und Informatiker und haben daher den digitalen Wandel aus verschiedenen Perspektiven beobachtet. Wo liegen die Chancen der Digitalisierung?
Rico Barth: Digitaler Wandel ist aktuell das omnipräsente Stichwort in Deutschlands Führungsetagen. Er wird gleichsam als Bedrohung und als Chance begriffen. Da wir uns aber faktisch mitten in der digitalen Revolution befinden, ist klar, dass noch viel Verwirrung herrscht, dass viele Manager nicht wissen, worauf sie sich einlassen, und Neuerungen erfordern immer eine gewisse Risikobereitschaft. Wenn Unternehmen die Zeichen der Zeit richtig umsetzen und für sich nutzen, können sie daran stark wachsen. Doch dafür braucht es Führungskräfte, die die Digitalisierung nicht als reines IT – Thema betrachten. Es geht eben nicht darum, eine App in Auftrag geben und ansonsten weiterzumachen wie bisher. Digitalisierung bedeutet letztlich immer, sein Unternehmen mutig umzugestalten.
Sie arbeiten seit über zehn Jahren mit Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach die deutsche Wirtschaft in Zeiten des digitalen Wandels?
Barth: Ich habe folgende Beobachtung gemacht: Große Unternehmen wie Siemens oder Thyssen-Krupp konzentrieren sich in letzter Zeit wieder stärker auf ihre Kernkompetenzen. Diese ‚Wir-machen-alles-Mentalität‘, die für viele Jahre den Markt beherrscht hat, ist meiner Meinung nach Schnee von gestern. Dadurch, dass sich Konzerne von ganzen Sparten trennen, entsteht Raum für kleine und mittlere Unternehmen, die hochspezialisiert sind. Das bedeutet, dass ganze Sparten nicht mehr von einem Riesen dominiert werden, sondern von mehreren, miteinander vernetzten Unternehmen. Wir steuern also wieder auf ein Zeitalter der Spezialisten zu.