Zum Glück erscheinen Studien heutzutage digital. Sonst bräuchte ich ein neues Regal. Denn ausgerechnet zur Digitalisierung sind im vergangenen Jahr gleich reihenweise Befragungen erschienen. Zu Recht allerdings! Denn das Thema kann gar nicht hoch genug gehandelt werden.
Von der Digitalisierung hängt schließlich die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft ab. Konzerne und Mittelständler erkennen das jetzt zunehmend. Sie wollen nicht ins Hintertreffen geraten. Auch ein Ergebnis der Studien: Mehr als zwei Drittel von ihnen sehen bei der Digitalisierung im eigenen Betrieb Nachholbedarf. Gut so!
Denn der Zeitpunkt zu handeln ist günstig. Selten waren deutsche Unternehmen, vor allem Mittelständler, so erfolgreich. Die Bundesregierung hat die Konjunkturprognose 2015 gerade erst auf 1,5 Prozent erhöht. Vielerorts sind die Auftragsbücher voll und die Umsätze steigen. Unser Mittelstand und unsere 1.300 Weltmarktführer stehen für höchste Qualität, Verlässlichkeit und Präzision. Diesen Vorsprung sollten Unternehmen nicht einbüßen – zumal sich durch die Digitalisierung neue Geschäftschancen eröffnen.
Wie können Firmen vorgehen? Mit Hilfe der Digitalisierung gestalten Unternehmen ihre Prozesse effektiver. Ein Beispiel: Häufig wollen Mitarbeiter ihre Daten und Anwendungen auch unterwegs auf dem Smartphone und Tablet dabei haben. Dies zu ermöglichen, könnte ein Anfang der Digitalisierung im Büro und im Außendienst sein. Damit stehen Kundeninformationen und Auftragsmodalitäten rund um die Uhr überall zur Verfügung. Ähnlich die virtuelle Telefonanlage: Sie verbessert die Erreichbarkeit und durch sie lassen sich Anfragen schneller beantworten. Mitarbeiter nehmen Gespräche per Mausklick am Bildschirm an.
Oder Firmen wollen insgesamt flexibler agieren und gleichzeitig stellen ihre Kunden hohe Anforderungen an die Datensicherheit. Das bindet Ressourcen. Die Lösung kommt aus der Cloud. Dienstleister übernehmen die Datenverantwortung, wenn Mittelständler ihre Server dorthin auslagern und so zum Beispiel Lastspitzen des Weihnachtsgeschäfts problemlos auffangen.
Digitalisierung kann aber noch mehr als Prozesse effektiver gestalten. Dafür muss sie sich durch die Firmenstrategie ziehen wie ein roter Faden. So ergeben sich ganz neue Geschäftschancen: Etwa wenn Mittelständler Produktion, Vertrieb und Services mit digitalem Know-how verknüpfen.
Beispiel Online-Shop: Klar, der kostet zunächst einmal Geld. Das mag den einen oder anderen abschrecken, aber ein Online-Shop ist doch nicht nur ein zusätzlicher Verkaufskanal. Über einen Online-Shop tauschen sich Händler mit ihren Kunden aus, womöglich sogar im Beratungsgespräch während des Kaufs. So dient der digitalisierte Vertrieb auch dazu, den eigenen Anspruch des Mittelstands an mehr Kundennähe zu erfüllen.
Alle diese Beispiele zeigen: Die Digitalisierung ist für den Mittelstand unverzichtbar, weil sie hilft, ihn erfolgreich zu machen. Sie sichert seine Zukunft. Denn genau die steht auf dem Spiel. Die deutsche Wirtschaft und ihre Unternehmen stehen am Scheideweg. Ohne Digitalisierung weniger Fortschritt und kein Wachstum. Wir mögen die erste Hälfte der Digitalisierung an die USA und Asien verloren haben. Aber wir haben mit den günstigen Rahmenbedingungen der hiesigen Wirtschaft und dank eines starken Mittelstands jetzt die Chancen, ein neues, ein digitales Wirtschaftswunder zu gestalten. Wir sollten die Gunst der Stunde nutzen.