Das extreme Datenaufkommen belastet das öffentliche Internet zusehends. Der Grund sind unter anderem die immer beliebter werdenden Cloud- und Mediendienste. An dieser Stelle setzen Content-Delivery-Networks (CDNs) an, virtuelle oder physische Netzwerke, die dafür sorgen, dass vor allem große Dateien und Web-Content schnell an die Nutzer gelangen. Ein Interview mit Axel Davidian, Solutions Engineer bei Limelight Networks, über den deutschen CDN-Markt und die Herausforderungen als Anbieter.
funkschau: Limelight Networks ist nach eigenen Angaben führend im Bereich Content-Delivery-Networking (CDN). Was genau kann unter CDN verstanden werden und wann ist der Einsatz einer solchen Lösung sinnvoll?
Axel Davidian: Content-Delivery-Networks sind spezielle virtuelle oder physische Netzwerke, die dafür sorgen, dass vor allem große Dateien und Web-Content schnell an die Nutzer gelangen. Allen gemein ist, dass die Dateien auf vielen Servern dupliziert vorliegen. Schickt der Anwender eine Anfrage, wird mittels unterschiedlicher Kennwerte – dazu gehören etwa der geografische Standort, die Auslastung und die Anzahl der Anfragen – ermittelt, welcher Server die Datei am schnellsten zur Verfügung stellen kann. In den allermeisten Fällen, bei Limelight etwa zu 98 Prozent, muss der Weg über die Middle-Mile zum Origin also gar nicht erst gegangen werden. Die Inhalte sind nämlich in den Edge-Servern verfügbar, die direkt am Access-Network, also dem Netzwerk, dass die ISPs der Kunden bereitstellen. Der Content wird also näher zum Kunden gebracht und ist dementsprechend auch schneller verfügbar.
Zusätzlich zu diesem Grundprinzip gibt es auch noch eine weitere Möglichkeit der Beschleunigung, die aber nur ein Teil der CDN-Anbieter gewährleisten kann: Die Datei wird über den Hauptteil des Weges nicht über das öffentliche Internet ausgeliefert, sondern über eigene Verbindungen. Greifen Kunden auf eine Lösung aus CDN und privaten Leitungen zurück, machen sie sich zu großen Teilen unabhängig vom globalen Internet-Traffic, denn einige CDNs kontrollieren die First- und die Middle-Mile, also die Origin-Infrastruktur sowie den Abschnitt zwischen diesem Customer-Network und dem Access-Network des Endnutzers. Für die letzte Meile sind dann die ISPs zuständig, mit denen wir aber sehr eng zusammenarbeiten. Sinn macht eine solche Lösung vor allem für zweierlei Kunden: Anbieter von großen Dateien wie Software-Downloads, Videos oder große Media-Files, die eine hohe Zuverlässigkeit bei der Bereitstellung benötigen, und Betreiber von Webseiten, für die die Geschwindigkeit essentiell ist. Dank der Skalierbarkeit der Technologie kann zudem auch bei extremen Nutzungsspitzen eine sehr gute Performanz erzielt werden.
funkschau: Wer profitiert von einem Content-Delivery-Network?
Davidian: Die Vorteile von CDNs sind die Geschwindigkeit, die Kapazität und die Zuverlässigkeit. Wir bieten zum Beispiel spezielle Lösungen für Medienunternehmen an, da vor allem Videos für gewöhnlich eine sehr schnelle Verbindung benötigen, um ein endloses Buffering zu verhindern, und die Dateien in Zeiten von Full-HD und bald auch 4k sehr groß sind. Bekannte Sender gehören mit ihren Mediatheken ebenso zu unseren Kunden wie Video- oder Musikportale, unter anderem auch Soundcloud, MTV und viele spezialisierte Anbieter aus dem Bildungssektor. Bei Live-Übertragungen lohnt sich ein CDN ebenfalls, denn in diesen Fällen kommt man ohne die Zuverlässigkeit nicht aus. Bei der Fußball-WM haben viele Nutzer die Spiele auf ihren Mobilgeräten oder ihren PCs gesehen. Und stellen Sie sich nun vor, kurz vor dem entscheidenden Treffer bricht die Verbindung zusammen.
Auch in der Gaming-Branche werden sehr große Dateien übertragen. Wenn ein neuer heißerwarteter Spieletitel online zum Download angeboten wird und zigtausende User nicht nur die Spieldateien mit mehreren Gigabyte Größe, sondern auch noch Updates runterladen und dann gegeneinander online spielen wollen, entsteht ein ungeheurer Bedarf an Bandbreite. Bei Verzicht auf CDNs sind solche Launches kaum zu bewerkstelligen, ohne dass die Server in die Knie gehen und die Endnutzer über die Spielerfahrung frustriert sind. Und die Spieler machen nicht das öffentliche Internet dafür verantwortlich. Sie sagen, dass sie für das Spiel bezahlt haben und der Hersteller für die entsprechende Infrastruktur sorgen muss.
Aber auch wenn nur die Geschwindigkeit zählt, können Webseitenbetreiber profitieren. Zahlreiche Studien haben ergeben, dass bereits wenige Sekunden Wartezeit in einem Online-Shop dazu führen können, dass der Kunde die Seite frustriert verlässt und bei einem Mitbewerber Umsatz generiert. Natürlich gibt es neben CDNs auch andere Tools zur Optimierung der Webseitengeschwindigkeit, am effektivsten wird das Problem allerdings über die Verbesserung der zugrundeliegenden Infrastruktur gelöst.