funkschau: Was sind die Haupttreiber, die den Einsatz einer CDN-Lösung notwendig machen?
Davidian: Das ist vor allem das extreme Datenaufkommen, das durch die immer beliebter werdenden Cloud- und Mediendienste das öffentliche Internet stark belastet. Ende letzten Jahres wurden sehr interessante Zahlen aus den USA veröffentlicht: Netflix alleine lastet in Spitzenzeiten das Internet zu 35 Prozent aus – und das ist nur ein Anbieter. Beim mobilen Datenverkehr verbrauchen Youtube und Facebook jeweils 19 Prozent des Volumens. Im Fall von Netflix bedeutet das, dass sich am Abend alle anderen Seiten mit nur rund zwei Drittel der Kapazität zufrieden geben müssen. In Deutschland wird dies bald vermutlich ähnlich aussehen.
Andererseits sind Internetseiten heute komplexer als noch vor einigen Jahren. Überall werden dynamische Elemente wie integrierte soziale Kanäle aktualisiert, es werden automatisch Videos abgespielt, hochauflösende Titelbilder wechseln sich ab und oft sind die Seiten personalisiert und auf den Nutzer zurechtgeschnitten. Der Inhalt von dynamischen Webseiten wird typischerweise für jeden Besucher individuell generiert. Daher müssen dynamisch generierte Webseiten jedes Mal vom Origin-Server geladen werden, wenn sie abgerufen werden, oder sie werden sehr häufig aktualisiert. Und weil das HTML-Framework beschreibt, aus welchen Ressourcen (Bilder, JavaScript, Stylesheets etc.) eine Webseite besteht, kann der Browser erst dann Ressourcen herunterladen, nachdem das HTML-Framework heruntergeladen wurde. Aus diesen Gründen ist es erforderlich, dass der HTML-Code so schnell wie möglich beim Client ankommt, damit die Auslieferung der Ressourcen nicht verzögert erfolgt. Dies ist eine der Hauptstärken von CDNs.
Gleichzeitig ist zudem die Geduld der Nutzer kleiner geworden, schon geringe Ladezeiten sorgen für Frust. Und dann wird meist der Anbieter der Seite verantwortlich gemacht, obwohl das öffentliche Internet das bremsende Element ist. Zahlreiche Anbieter von Inhalten wollen ihren Erfolg aber nicht in fremde Hände geben und die Nutzererfahrung selbst beeinflussen. Schnellere Server sind dann meist die erste Wahl, aber diese lösen nicht das strukturelle Problem, denn die Geschwindigkeitseinbußen entstehen nicht unbedingt im Rechenzentrum des Anbieters, sondern vielmehr auf dem Weg zum Endnutzer.
Wir beobachten zudem einen wichtigen Trend: Immer mehr große Medienunternehmen nutzen eine Dual-CDN-Vendor-Strategie. Sie setzen also parallel auf zwei Anbieter – und dies nicht nur als Notfall-Backup, sondern als Teil der Gesamtstrategie. Sie können damit noch flexibler reagieren und natürlich erhöht sich damit auch die Zuverlässigkeit.
funkschau: Limelight Networks ist ein weltweit agierendes Unternehmen. Welche Bedeutung hat der deutsche Markt für Limelight Networks? Wie genau ist der CDN-Markt in Deutschland aufgestellt?
Davidian: CDNs entfalten ihr volles Potenzial bei der globalen Auslieferung, da die Geschwindigkeitsvorteile erst bei der Überbrückung großer Entfernungen zum Tragen kommen. Wenn ein User aus Sydney zum Beispiel ein Angebot eines deutschen Anbieters aufruft, dann profitiert er im Falle eines CDNs davon, dass die aufgerufenen Dateien in einem Rechenzentrum in Australien lagern und nicht nur in Frankfurt. Das heißt, dass die Lösung vor allem für global operierende Unternehmen interessant ist. Und davon gibt es auch in Deutschland eine ganze Menge. Wir haben hierzulande beispielsweise einige sehr bedeutende Spieleanbieter, die ihre Spiele an Fans von Tokio bis Los Angeles ausliefern. Internethändler stellen sich ebenfalls zunehmend global auf und diese Entwicklung wird sich in der nächsten Zeit noch weiter verstärken. Da der CDN-Markt global ist, sind auch die Anbieter ähnlich aufgestellt. Wir haben in Frankfurt/Main und in Düsseldorf zwei Rechenzentren und können damit den Bedarf in Deutschland – auch von der Seite der Endanwender – sehr gut abdecken. Unsere Geschwindigkeitstests für Deutschland belegen dies. Zudem unterhalten wir sehr gute Verbindungen zu den lokalen ISPs in Deutschland und Europa.