Die politisch forcierte Neuregelung des elektronischen Zahlungsverkehrs bringt Bewegung in den deutschen Payment-Markt: Nationale Zahlungsverfahren konkurrieren mit internationalen Bezahldiensten und neuen Bezahlverfahren. Zum Auslaufmodell werden Girocard, Bargeld und Co. vorerst aber nicht.
International einsetzbare Bezahlverfahren sind einer der wichtigsten Trends im Payment-Markt. Doch sind die Bezahlvorlieben und Bedenken von Kunden schon innereuropäisch so unterschiedlich, dass Händler schnell an die Grenzen des profitabel Machbaren stoßen. Hinzu kommt: Die Abschaffung des Bargelds wird international heiß diskutiert, ist derzeit aber eher theoretischer Natur – allein in Deutschland werden nach wie vor rund 80 Prozent der Transaktionen im Einzelhandel bar bezahlt. Am Umsatz macht Bargeld jedoch nur noch knapp 50 Prozent aus, Tendenz weiter sinkend. Gleichzeitig steht Mobile Payment international in den Startlöchern, steckt hierzulande aber noch in den Kinderschuhen.
Die wesentlichen Einflussfaktoren, vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen:
Politische Regulierung soll Wettbewerb stärken
Derzeit beschäftigen zwei Entwicklungen die Welt des Zahlungsverkehrs: das Inkrafttreten der europäischen Interchange-Regulierung (Multilateral Interchange Fee – MIF), im 4-Parteien-System auch als „Interbankentgelt“ bezeichnet, sowie das Ende der flächendeckenden Händlergebühr für Zahlungen per Girocard der Deutschen Kreditwirtschaft (DK). MIF deckelt die Gebühren auf 0,3 Prozent des Umsatzes, wodurch das Bezahlen im Internet und im stationären Handel per Debit- und Kreditkarte für Händler deutlich günstiger werden soll. Diesem Ziel dient auch die Abschaffung des seit 1989 einheitlichen Händlerentgelts, das nach den Plänen des Bundeskartellamts zukünftig bilateral zwischen dem Handel und der Deutschen Kreditwirtschaft verhandelt wird. Ob das tatsächlich zu Vergünstigungen führt, darf zumindest bezweifelt werden: Wie der Handelsverband Deutschland (HDE) kritisierte, seien insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen oft gar nicht in der Lage, mit allen Payment-Anbietern individuelle Konditionen zu vereinbaren, und deshalb abhängig von den sogenannten verhandlungsführenden „Konzentratoren“. Weil das vorgeschlagene Konzentratorenmodell der Deutschen Kreditwirtschaft bislang nicht die erhofften Optimierungen im Bereich der Konditionen erbracht hat – ganz im Gegenteil wurden die Abläufe immer komplexer –, bleibt ein Wettbewerb auf der Girocard bislang aus. Paradoxerweise erlebt das elektronische Lastschriftverfahren (ELV) in Deutschland durch die hausgemachten Unsicherheiten aktuell eine Renaissance – mehrere Handelsunternehmen haben bereits auf ein EC-Cash/ELV-Mischverfahren umgestellt.