Die digitale Welt wandelt sich ständig. Für Unternehmen liegt die Schwierigkeit mit der zunehmenden Geschwindigkeit Schritt zu halten. Hierbei lösen die agile Methodik und Lean Startup vermehrt das herkömmliche Change Management ab.
Veränderung hat es schon immer gegeben. Neu ist die Geschwindigkeit, in der sich unsere Umwelt durch die Digitalisierung verändert. Wenn Unternehmen überleben wollen, müssen sie damit Schritt halten. Die Erfahrung zeigt aber, dass es immer aussichtsloser wird, dem Wandel mit herkömmlichen Werkzeugen und Methoden genügen zu wollen. Die Erfolge klassisch gemanagter Veränderungsprojekte lassen auf sich warten, und immer häufiger scheitern sie vollständig. Herkömmliches Change Management erweist sich als zu träge. Vor dem Hintergrund des permanenten Wandels weisen heute stattdessen Ansätze wie die agile Methodik und Lean Startup den Weg. Die Zukunft gehört einem Lean Change Management, den dynamischen Gleichgewichten und einer Kultur der kontinuierlichen Veränderung.
Die agile Methodik
Die Zeit, in der neue Produkte und Geschäftsideen noch langwierig und kostspielig entwickelt werden konnten – um dann vom Markt doch nicht wie erhofft akzeptiert zu werden – ist vorbei. Diese Erkenntnis hat sich, angestoßen durch das Manifest für Agile Softwareentwicklung aus dem Jahr 2001, schon länger verbreitet. Vier Eckpfeiler der agilen Methode sind auch für ein zukunftsweisendes Change Management konstitutiv: das iterative Vorgehen, das Arbeiten an Inkrementen, die Partizipation der Entwickler bei der fachlichen Ausgestaltung und die Retrospektive nach jedem Sprint. (vgl. Unterseite: “Vier zentrale Elemente der agilen Entwicklung”)
Lean Startup
Das Agile Manifest hat viele Prinzipien und Methoden mit dem etwas später eingeführten Lean Startup-Ansatz gemeinsam. Der von Eric Ries geprägte Begriff des Lean Startup kombiniert ausgewählte Prinzipien der agilen Vorgehensweise mit Lean Manufacturing-Ideen aus den 90er-Jahren und inzwischen auch mit neueren Methoden wie Design Thinking. Schlanke Prozesse und ein iteratives, kundenzentriertes Testen gestatten es, so schnell und kostengünstig wie möglich herauszufinden, ob ein Produkt oder ein Service markttauglich sind. Zu Kernaspekten von Lean Startup, die für ein modernes Change Management bedeutsam sind, zählen Validated Learning, das Minimum Viable Product und der Build-Measure-Learn-Zyklus. (vgl. Unterseite: “Drei zentrale Aspekte von Lean Startup)
Herausfinden, was funktioniert – schneller als der Wettbewerb
Die Ansätze der agilen Softwareentwicklung und des Lean Startup legen den Fokus darauf, durch kurze Entwicklungszyklen schnell zu lernen und Feedback aus dem Markt frühzeitig einzuarbeiten. Dieses iterative Vorgehen minimiert Risiken und Unsicherheiten, und es eröffnet die Möglichkeit, kontinuierlich auf neue Erkenntnisse und äußere Einflüsse zu reagieren – im Idealfall schneller als der Wettbewerb. Aber auch Unternehmensveränderungen kann man in kleinen Schritten ausrollen und erproben, sie immer wieder anpassen und weiterentwickeln. Zu diesem Zweck lassen sich das agile Vorgehen und die Lean Startup-Methodik im Sinne eines feedbackgesteuerten Ansatzes auf das organisatorische Change Management adaptieren. Jason Little hat 2014 dafür den Begriff des Lean Change Management geprägt.
Der Lean Change-Zyklus: Insights-Options-Experiment
Das Lean Change Management geht davon aus, dass ein Veränderungsprozess zyklisch verläuft. Weder ist er linear, noch muss er immer an derselben Stelle beginnen. Unternehmensspezifisches internes Wissen in Form von Einsichten (Insights) dient dazu, Handlungsoptionen zu definieren. Aus diesen Optionen wird dann eine erste konkrete Veränderungsmaßnahme selektiert, um in einem Experiment im Unternehmen eingeführt zu werden. Das Ergebnis des Experiments bestimmt die weitere Richtung. Dem Resultat entsprechend wird die Veränderungsmaßnahme entweder fortgesetzt, variiert oder beendet. Anders als Little es tut, ist es aber sinnvoll, nicht nur einen einzelnen zyklischen Veränderungsprozess zu betrachten, sondern von immer wieder neuen dynamischen Gleichgewichten auszugehen, die es zu erreichen gilt. Ein wirklich zukunftsweisendes Lean Change Management hat kein festes Ziel und keinen definierten Abschluss. Es begreift Veränderung und Anpassung vielmehr als einen kontinuierlichen Prozess, als eine Kette aus dynamischen Gleichgewichten.