Eine agile Unternehmens- und Führungskultur ist der Schlüssel für einen erfolgreichen digitalen Wandel. Merkmale einer agilen Kultur sind Risikobereitschaft, disruptives Denken, Innovationsgeist und mehr Entscheidungsbefugnisse für Mitarbeiter. Vielen Organisationen mangelt es bislang genau daran.
Mehr als zwei Drittel aller Change-Projekte scheitern. Der Großteil der Change-Management-Studien zeigt, dass dieser Anteil seit nahezu 50 Jahren ziemlich konstant ist. Die erste Erklärung: Viele der grundlegenden Annahmen über Change-Management sind falsch. Wer Änderungen will – und darum geht es ja beim digitalen Wandel – sollte generell bisherige Grundannahmen auf den Prüfstand stellen, denn wer Neues will, muss Altes überdenken. Eine zweite Erklärung liegt darin, dass der obersten Führungsebene der Unternehmen in der Theorie die Prinzipien von Change-Management bewusst sind, es mit der Umsetzung aber noch mangelt. Was die Weiterentwicklung und Änderung der Unternehmens- und Führungskultur angeht, besteht in vielen Organisationen nach wie vor eine Kluft zwischen Ist und Soll. Verbesserungen aber zeichnen sich langsam ab.
Das verdeutlichen auch die Ergebnisse einer Studie des Personaldienstleister Hays zum Thema „Weiterentwicklung der Unternehmenskultur“. Für 41 Prozent der Befragten im HR-Report 2015/2016 zählte die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur zu den wichtigsten Themen im Bereich Human Resources. Eher auf den hinteren Plätzen (16 Prozent der Befragten) befand sich das Handlungsfeld „Mitarbeiter auf die Digitale Transformation vorbereiten“. Im HR-Report 2017 dagegen haben sich die Akzente verschoben. Aktuell ist für 36 Prozent der Befragten die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur wichtig und für immerhin 34 Prozent der Befragten hat die Vorbereitung der Mitarbeiter auf die Digitale Transformation einen hohen Stellenwert.
Wichtige Wegmarke in der Personalführung
Führungskräfte in den Unternehmen befinden sich aktuell an einer entscheidenden Wegmarke in der Personalführung, die ein stark verändertes Rollenverständnis von Führendem und Geführten erfordert. Statt einer starren und oft langfristig angelegten Planung sowie zugehörigen Projektplänen setzen sich in der Praxis zunehmend die Prinzipien der Kurzfristigkeit durch: Führungskräfte müssen immer öfter schnell betriebliche und organisatorische Entscheidungen treffen und umsetzen.
Die Ursachen dafür sind vielfältig. Da ist einerseits die Digitale Transformation, die das Tempo fast aller Geschäftsprozesse weiter forciert und gleichzeitig die Komplexität steigert – denn immer mehr Aufgaben müssen in kürzerer Zeit und am besten parallel bewältigt werden. Dadurch steigt der interne Druck auf Entscheider auf allen Ebenen der Unternehmen. Zudem erhöht sich die Dynamik im Umfeld als Folge geänderter Kundenanforderungen. Unternehmen vergrößern sich je nach Wirtschaftslage innerhalb kurzer Zeit, um einige Monate später den Personalbestand wieder zu reduzieren. Darüber hinaus drängen in nahezu allen Branchen Start-ups mit neuen, digitalen Geschäftsmodellen auf den Markt und bedrohen die Marktführerschaft etablierter Unternehmen.
Die Unternehmens- und Führungskultur muss sich heute auf eine Welt voller Unwägbarkeiten und steigender Komplexität einstellen, in der ein zuvor nie dagewesenes Maß an Anpassungsfähigkeit existiert – seitens Management und Mitarbeitern. Ziele, Strategien und Arbeitsweisen, die lange Zeit als weitgehend stabil galten, können morgen schon wieder veraltet sein und müssen angepasst werden. Darauf muss sich auch die Personalführung einstellen. Eine Lösung, um digitale Fitness zu erlangen, liefern die Prinzipien der agilen Führung. Agil heißt, flexibel und dynamisch auf immer wieder neue Rahmenbedingungen zu reagieren. Dazu gehören auch disruptives Denken, Innovationsgeist, Bereitschaft zu Risiken und mehr Entscheidungsbefugnisse für Mitarbeiter.
Agile Führung soll verschiedene Aspekte und Beteiligte Hierarchie-übergreifend zusammenbringen, um nach Meinung von Acquia Ziele zu definieren und im Anschluss daran sehr fokussiert in einem Prozess von Definieren, Testen, Lernen, Anpassen und Umsetzen die Vorhaben in eine Lösung zu überführen. Wichtig ist, dass eine Umgebung entsteht, in der Mitarbeiter in einem Ansatz von „Collaboration“ und „Co-Creation“ aktiv die Digitale Transformation vorantreiben, Neues entwickeln und ausprobieren. Der Vorstand muss die agile Führung anführen und den für die Umstrukturierung verantwortlichen Mitarbeitern den Rücken stärken.
Susanne Böck, Field Marketing Manager Central Europe bei Acquia in München