Arbeitsplatz der Zukunft

Prozessoptimierung entgegen der Intuition

15. Mai 2017, 15:17 Uhr | Autor: Stefan Adelmann

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Andere Abteilungen folgten

Tim Mois, Mit-Gründer und CEO von Sipgate: "Der Prozess erfordert von jedem Mitarbeiter  ein Umdenken, das war sehr anstrengend  für alle."
Tim Mois, Mit-Gründer und CEO von Sipgate: "Der Prozess erfordert von jedem Mitarbeiter ein Umdenken, das war sehr anstrengend für alle."
© Sipgate

Doch das neue Konzept fruchtete. Nach der Umstellung der Softwarenentwicklung folgten Schritt für Schritt andere Abteilungen. Zwar ließ sich das Konzept nicht auf alle Prozesse perfekt abbilden, laut dem CEO soll es aber wie ein Baukasten funktionieren: jeder adaptiert, was für ihn passt. Beispielsweise hätte sich das Daily Stand-up-Meeting durchgesetzt, eine tägliche Kurzbesprechung des Projektteams. Manche Mitarbeiter halten sogar zwei dieser täglichen Meetings ab. „Viele klassische Systeme sind nur darauf ausgelegt, hierarchische Modelle zu festigen“, sagt Mois. „Sobald man aber versucht, den Wert für den Kunden schnell zu erzeugen, liegt man richtig.“

Das neue Arbeitsprinzip zielt stark darauf ab, die Eigenorganisation der Mitarbeiter zu stärken. Vertrauen, Erfahrung und die Fähigkeiten in den Teams sind laut dem CEO drei der tragenden Säulen. Darüber hinaus lässt sich gut ablesen, dass der Zusammenhalt der Angestellten sowie deren Zufriedenheit wichtige Faktoren des Erfolges sind. Beispielsweise gilt die Vorgabe: Keine Überstunden. Mit einer Stempeluhr überwacht Sipgate, dass bei niemandem mehr als 40 Stunden zusammenkommen. Darüber hinaus bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, das Büro nach Feierabend für Events zu nutzen. Bedingung ist aber, dass „es Spaß machen muss“. Bands sind beispielsweise gern gesehene Gäste. Sicherlich kann nicht jedes Unternehmen auf die Ressourcen zurückgreifen, um ähnliche Möglichkeiten zu bieten. „Wir haben ein hochwertiges Produkt, dass das alles ermöglicht“, so Mois. Diese Effekte könne man aber auch anders erzeugen. Wichtig sei es, erste Schritte zu gehen und intuitive Strukturen aufzubrechen.

Blaupause für Unternehmen

Auch in Hinblick auf die technische Ausstattung kann der Sipgate-CEO beruhigen. „Smartphone, WLAN und einen Laptop“, mehr bräuchte es laut Mois nicht. Der Anbieter verwendet selbst nur wenige Computer und Bildschirme, denn „Flexibilität sei etwas sehr Schönes“. Daher auch keine starren Vorgaben, wie der Arbeitsplatz auszusehen hat. Homeoffice, das oftmals mit dem Arbeiten der Zukunft gleichgesetzt wird, hat bei Sipgate jedoch keinen Platz, denn Kommunikation ist einer der wichtigsten Faktoren des neuen Konzeptes.

Hinzu kommen sogenannte „Open Fridays“. Jeden zweiten Freitag können Mitarbeiter nutzen, um das zu tun, „was sie für die Firma am wertvollsten halten“ oder um frei wählbare Vorschläge zu diskutieren.

Dass Sipgate durchaus eine Blaupause vorgelegt hat, zeigt das Interesse aus dem Markt. Bis dato haben 6.000 Interessierte an einer Büroführung durch die Düsseldorfer Räume teilgenommen. „Es gibt einen großen Bedarf danach, rauszufinden, wie unser Konzept funktioniert“, sagt Mois. Gerade aufgrund der Digitalisierung und des damit einhergehenden Fachkräftemangels suchen Unternehmen nach passenden Konzepten, um Strukturen zu optimieren und neue Mitarbeiter zu gewinnen. „Grundsätzlich kann jeder von dieser Transformation profitieren“, erklärt der CEO.  Für den Telefonieanbieter hat es sich ausgezahlt. Die Geschwindigkeit der Entwicklung erhöhte sich laut Tim Mois, die Qualität des Produktes hat sich verbessert. „Unternehmen sollten es einfach versuchen“, so der Sipgate-Gründer. „Das Tollste ist, es wird mit dem ersten Tag besser.“

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