Im Spannungsfeld zwischen Herstellern, Carriern und Diensteanbietern soll das Session-Initiation-Protocol zu einem Standard reifen. Dem Unternehmen Microsoft könnte dabei die Funktion eines Katalysators zukommen.
Das offene Session-Initiation-Protocol (SIP) bildet die technische Basis für viele moderne Kommunikationsanwendungen. Neben Voice-over-IP (VoIP) zählen dazu auch andere Technologien, wie etwa Unified-Communications (UC) oder die Steuerung von beispielsweise Videoüberwachungs-Systemen, Gegensprechanlagen, Webcams, Messgeräten, Lichtschaltern, Lautsprechern und Jalousien.
Bei einer solchen Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten sollte man davon aus-gehen, dass eine gemeinsame technische Basis vorhanden ist. Aber weit gefehlt: Es gibt nahezu ebenso viele verschiedene Interpretationen des SIP-Standards, wie Technologieanbieter auf dem Markt sind. Die Ursachen dafür liegen in der Entstehung des Session Initiation-Protocol selbst begründet: SIP kommt aus der Open-Source-Welt, in der jeder eigene Ideen einbringen kann. Was bei der Grundlagenentwicklung ein Segen war, ist heute eher ein Fluch: Anbieter – neben klassischen SIP-Entwicklern zählen dazu auch Microsoft, die großen Carrier und soziale Netzwerke – können frei entscheiden, welche Features „ihr“ SIP unterstützt. Deshalb gibt es keinen allgemeingültigen Standard – zumal sich das Protokoll in einem dynamischen Umfeld sehr schnell weiterentwickelt.
Dennoch arbeitet man schon seit längerer Zeit an einer Standardisierung – ähnlich der International Organization for Standardization (ISO): mit dem „Request for Comments“ (RFC) ist eine Art Vorstufe des ISO-Standards erreicht. Darunter versteht man eine Sammlung technischer und organisatorischer Festlegungen. Einzelne RFCs diskutieren dabei Aspekte wie Protokolle, Abläufe, Programme und Konzepte. Allerdings entstehen RFC-Erweiterungen des Standard-SIP 3261 im Monatstakt – mittlerweile gibt es um die 50. Die Folge: SIP-Anbieter implementieren eigene RFCs und hoffen dann darauf, dass andere Unternehmen diese anerkennen und selbst umsetzen.