M2M-Kommunikation

Telkos im Smart City-Ökosystem

2. Mai 2016, 15:38 Uhr | Autor: Ansgar Schlautmann / Redaktion: Markus Kien

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Rolle der Telkos

Das Geschäftsmodell "Smart City as a Service" im Überblick
Das Geschäftsmodell "Smart City as a Service" im Überblick
© Arthur D. Little

Vielmehr positionieren sich TK-Anbieter zunehmend als segmentübergreifende Plattform-Anbieter, die sicherstellen, dass Informationen über die verschiedenen Segmente aggregiert, verteilt und monetarisiert werden können. Dass Telekommunikationsunternehmen die nötige Kompetenz für eine solche Positionierung besitzen, haben einige Branchenvertreter bereits unter Beweis gestellt. So betreibt und integriert beispielsweise Telefónica für die Stadt Valencia sämtliche Smart City-Anwendungen als Generalunternehmer. Dabei betreut das Unternehmen neben der Kommunikation auch das Sensor-Netzwerk, die Smart City-Plattform und stellt die generierten Daten Entwicklern zur Verfügung. Andere Beispiele für dieses Betreibermodell existieren bereits woanders – zum Beispiel in Singapur mit Singtel oder Nanjing mit China Comservice.

Für Telekommunikationsunternehmen empfiehlt es sich, diese neuen Geschäftsmodelle zu evaluieren, um bestmöglich an den neuen Smart City-Geschäftsmodellen zu partizipieren. Telekommunikationsanbieter sollten schon heute „horizontale Services“ – Aggregation, Verarbeitung und Bereitstellung von Daten, Sicherheit der Anwendungen, Partnermanagement, Provisionierung und Kunden-Management – über mehrere Segmente anstreben.

Geschäftsfelder abseits bekannter Pfade

Diese Dienstleistungen sind Kernbereich einer jeden vernetzten Smart City und bieten ein hohes Maß an Differenzierung. Telekommunikationsunternehmen sind durch ihr Kerngeschäft bereits an den Umgang und die Analyse von großen Datenmengen gewöhnt und somit in der Lage, Dienstleis-tungen und Geschäfts- und Provisionsmodelle schnell zu implementieren.

Eine horizontal orientierte Positionierung ermöglicht es auch, Betreibermodelle zu etablieren, die deutlich stärker replizierbar sind und somit die Investitionen in Plattformen und Infrastruktur deutlich effektiver gestalten. So hat Arthur D. Little für einen führenden Telekommunikationsanbieter in Asien ein Geschäftsmodell „Smart City as a Service“ entwickelt, welches unabhängig von der jeweiligen Stadt angeboten werden kann.

An diesem Beispiel wird deutlich, wie sich ein Telekommunikationsunternehmen als Aggregator und Dienstanbieter zwischen den Nutzern und der Infrastruktur der jeweiligen Stadt positionieren kann, ohne sich in einzelnen Segmenten zu ver-lieren beziehungsweise singuläre und nicht replizierbare Geschäftsmodelle zu forcieren.

Starke Konkurrenz durch IT-Riesen

Telekommunikationsanbieter sind allerdings längst nicht die einzigen Spieler, die auf neue Umsatzpotenziale im Zuge der Smart City-Revolution hoffen: Zukunftsstädte sind keine Vision der traditionellen Stadtplaner, Architekten oder Baufirmen mehr. Die großen IT-Konzerne wie IBM,
Cisco, Ericsson und Co. stehen in der ersten Reihe, wenn es darum geht, neue Geschäftsfelder zu erschließen und intelligente Systeme im urbanen Kontext zu implementieren. Die IT-Riesen beherrschen die kurzen Innovationszyklen der ITK-Branche sowie das Nutzbarmachen von Daten. Mit neuen Produkten und Dienstleistungen, vom mobilen Bezahlsystem bis hin zum eigenen Automobil, rüsten sie für das Zeitalter der vernetzten Stadt auf.

Telekommunikationsanbieter sollten daher auch nicht versuchen, in direkten Wettbewerb mit diesen Spielern im Smart City-Bereich zu treten – vielmehr gilt es, gezielt aus diesem Umfeld Partner für ein innova-tives Smart City-Konzept zu finden. Denn einen Vorteil der Telekommunikationsunternehmen können die global agierenden IT-Konzerne bisher nicht adressieren: die Lokalität und die Nähe zu den Kommunen – zumal die IT-Systemintegratoren es bisher nicht geschafft haben, aus der sehr technischen Verkaufslogik auszubrechen und in fundamental nutzerorientierten Geschäftsmodellen zu argumentieren. Hier können die TK-Unternehmen die Brücke schlagen und das Smart City-Ökosystem mit Partnern sinnvoll ergänzen.

TK-Unternehmen haben sich in der Vergangenheit sehr punktuell auf einzelne Anwendungsfälle oder Piloten konzentriert, zum Beispiel die T-City Friedrichshafen der DTAG. Dieser Ansatz wird künftig durch übergreifende Service-Modelle ersetzt, wobei dem TK-Anbieter eine starke Aggrega-tions- und Partnerschaftsrolle zukommt. Dabei werden nicht nur die technologischen Partner im Backend – also IT, Plattformen und (Netz-)Infrastruktur – gemanagt, sondern auch nach vorne heraus die Kunden und Stakeholder einer Smart City mit individuellen Geschäfts- und Verrechnungsmodellen bedacht.

Für diese neue Rolle müssen sich TK-Unternehmen jedoch transformieren, denn bisher steht der Schutz der Netz-Investitionen immer noch im Vordergrund einer jeden Telko. Dieser Ansatz kann in einer Smart City nicht zielführend sein, da vor allem im politischen Umfeld ein Bestandsschutz eines singulären Unternehmens nicht gewollt und auch nicht durchsetzbar sein wird. So kann es nicht im Interesse einer Stadt sein, dass beispielsweise Free-Wifi innerhalb der Stadt nur für Kunden eines Operators ermöglicht wird.

Nur mit einem Open Source-Modell, in dem sich die unterschiedlichen Anbieter von Dienstleistungen ohne Wettbewerbs-aspekte engagieren können, wird ein signifikanter Mehrwert für die Städte als auch für die jeweiligen Anspruchsgruppen der Smart City – von Infrastruktur über Plattformen bis hin zu den Services für Behörden, Bewohnern und Geschäften – geschaffen, der weit mehr Nutzen stiftet, als die bisherigen, sehr limitiert etablierten oder gar Operator-exklusiven Konzepte.

Ansgar Schlautman ist Associate Director bei Arthur D. Little

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  1. Telkos im Smart City-Ökosystem
  2. Die Rolle der Telkos
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