TK-Anlagen-Software lässt sich auf verschiedene Weisen betreiben: als physikalische Appliance, als virtuelle Lösung oder als gehosteter Managed-Service. Die Wahl der Plattform stellt eine zentrale Weichenstellung dar und wirkt sich auf Aspekte wie Kosten, Absicherung, Wartung, Verfügbarkeit und Einsatzumgebung der Telefonie-Lösung aus.
is in die frühen Jahre des neuen Jahrtausends hinein dienten TK-Anlagen oftmals der reinen Telefonie, folglich wurden Investitionsentscheidungen vor allem unter Berücksichtigung Hardware-relevanter Aspekte getroffen. Heute bieten moderne UCC-Lösungen eine Funktionsvielfalt, die weit über das bloße Telefonieren hinausreicht. Angesichts dessen gerät die Frage, auf welcher Hardware-Plattform die TK-Anlagen-Software laufen soll, schnell in den Hintergrund. Dabei ist diese Entscheidung immer noch richtungsweisend. Prinzipiell haben Unternehmen die Möglichkeit, ihr TK-System in Eigenregie zu betreiben oder als gehosteten Managed-Service zu beziehen. Beiden Modellen ist gemein, dass sie Nutzern alle Vorzüge von UCC-Umgebungen bereitstellen. Darüber hinaus weisen die Ansätze jedoch Unterschiede auf, die es bei der Wahl der Hardware-Plattform zu beachten gilt.
Physikalische Appliance oder virtuelle Lösung on Premise?
Beim Betrieb der Telefonanlage im eigenen Server-Raum können sich Unternehmen zwischen physikalischen Appliances mit integrierter Software und virtuellen Lösungen, die auf Server-Systemen installiert werden, entscheiden.
Die neuesten Generationen physikalischer TK-Anlagen-Appliances verfügen in der Regel über Solid-State-Speicher, die im Gegensatz zu herkömmlichen Festplatten ohne verschleißintensive drehende Bau-teile auskommen und wesentlich ausfall-sicherer sind. Dadurch minimieren sich anfallende Service- beziehungsweise Wartungskosten und die Lebensdauer der Appliance steigt. Ein weiteres Qualitätsmerkmal sind redundant im Raid-Verbund ausgeführte Festplatten und redundante Netzteile. Fällt eine Komponente aus, übernimmt der jeweilige „Zwilling“ und hält die Funktion des TK-Systems aufrecht. Auch Hot-Swaps defekter Teile bei laufendem Betrieb sind dadurch möglich.
Der Einsatz physikalischer TK-Anlagen-Appliances bietet sich besonders in hybriden Umgebungen an, etwa in Unternehmen, die zusätzlich zur IP-Telefonie auch auf Analog- oder ISDN-Technik zurückgreifen. In der Regel sind Appliances neben LAN- und NGN-Ports auch mit Analog- und ISDN-Anschlüssen ausgestattet und lassen sich – wenn nicht bereits serienmäßig integriert – um ISDN-Karten sowie um zusätz-liche Erweiterungen, etwa per PCI-Steckkarten, ergänzen. Weitere Vorteile bestehen in der einfachen Administrierbarkeit: Die Anmeldung neu installierter Endgeräte funktioniert über Auto-Provisioning-Funktionen auf Knopfdruck. Zudem sind physikalische Appliances Plug-and-Play-kompatibel und werden für eine einfache Inbetriebnahme mit vorkonfigurierter Telefonanlagen-Software ausgeliefert. Verglichen dazu gestalten sich Installation und Konfiguration von virtuellen Telefonanlagen komplex und ohne Vorkenntnisse arbeits- und zeitaufwändig. Ein weiterer Unterschied besteht in den primären Einsatzszenarien der Modelle. Während Appliances hybridfähig sind, eignen sich virtuelle Lösungen in erster Linie für den SIP- oder NGN-Betrieb und lassen sich über entsprechende Trunks ans öffentliche Netz anschließen. Die Verwendung in ISDN-basierten Umgebungen ist per se nicht vorgesehen, wird durch den Einsatz spezieller Media-Gateways aber möglich.
Um eine Telefonanlage virtuell vorzuhalten, müssen Unternehmen als Grundvoraussetzung die nötige Server-Infrastruktur bereitstellen. Einmal implementiert, liegen die Stärken virtueller Systeme in den Bereichen Verfügbarkeit, Skalierbarkeit und Energiebilanz. Ihr Betrieb ist auf mehrere Server verteilbar, wodurch sie selbst physikalische, mit Solid-State-Speichern ausgestattete Appliances, im Bereich Ausfallsicherheit übertreffen – und eine Hochverfügbarkeit bieten, die für Krankenhäuser oder Banken unverzichtbar ist.
Ändern sich die Kommunikationsanforderungen, etwa auf Grund steigender Nutzerzahlen, lassen sich virtuelle Telefonanlagen auf leistungsfähigere Server mi-grieren. Auch die Lizenzierung geht flexibel vonstatten: Teilnehmerlizenzen können bedarfsgerecht in Einzelschritten nach oben oder unten skaliert werden. Die Anmeldung neuer Endgeräte wird auch hier durch Auto-Provisioning-Funktionen vereinfacht. Nicht zuletzt machen virtuelle Lösungen die Anschaffung und den Betrieb dedizierter Appliances überflüssig. Das konsolidiert die Hardware, senkt den Strom- und Platzbedarf und verbessert so die Energiebilanz.
Ganz gleich, ob physikalische Appliance oder virtuelle Lösung: Wer die Telefonanlage in Eigenregie betreibt, zeichnet für ihre Absicherung verantwortlich. Dabei empfiehlt es sich für Unternehmen, das Potenzial der vorhandenen IT-Security auszuschöpfen. Firewalls stoppen unerwünschte Zugriffe oder DoS-Attacken; über VPN-Gateways lassen sich einzelne VoIP-Inseln zu einem abhörsicheren VPN-Verbund zusammenschließen. Darüber hinaus sind sowohl physikalische Appliances als auch virtuelle Lösungen mit verschiedenen Features für einen sicheren Betrieb ausgestattet. Strenge Passwortrichtlinien mit regelmäßigen Aktualisierungen oder alternativ die Einbindung in Windows-Domänen-Authentisierung via Active-Directory-Integration garantieren eine zuverlässige Authentifizierung der Benutzer. Offene Schnittstellen wie das Auto-Provisioning-Interface werden durch automatisches Blacklisting auffälliger MAC-Adressen vor unautorisierten Zugriffen geschützt.