Im Zuge der Digitalisierung darf auch die IT-Security nicht vernachlässigt werden - doch gerade hier herrscht noch großer Nachholbedarf. Dr. Ferri Abolhassan von der Telekom Deutschland erklärt im Interview, wie Unternehmen die sichere Digitalisierung meistern.
funkschau: Wir befinden uns mitten in der Digitalisierung, aber das Thema IT-Security fristet in vielen Unternehmen noch immer ein Nischendasein. Warum?
Dr. Ferri Abolhassan: Stellen Sie sich vor, die Firmenleitung lässt einfach einmal abends alle Konzerntüren weit offen. Der Sicherheitsdienst soll sich freinehmen, die Alarmanlage wird abgeschaltet. Der PIN für den Tresor wird über das Eingangstor gemalt, das Firmenvermögen legt man in 20-Euro-Notenbündeln in die Einfahrt. Unvorstellbar? Eigentlich schon, allerdings verhalten sich viele Unternehmen ganz ähnlich, wenn es um ihr wertvollstes Gut geht: Daten über Kunden, Maschinen, Prozesse und Innovationen. Angriffe und Datenmissbrauch durch Hacker & Co. stehen auf der Tagesordnung. Doch Mitarbeiter und Verantwortliche sind verunsichert und oft noch zu lange in einer Abwartehaltung. Hauptgrund für dieses Verhalten ist, dass IT-Sicherheit komplex, aufwendig und teuer zu sein scheint. Gleichzeitig ist ein maximaler Schutz von Daten, Netzen, Endgeräten und Sensoren die Grundvoraussetzung für eine digitale Zukunft. Daher müssen Sicherheitslösungen heute einfach sein – einfach zu beziehen und ebenso einfach zu bedienen. Es ist Aufgabe der gesamten deutschen ITK-Branche Sicherheitsprodukte so benutzerfreundlich wie möglich zu gestalten. Aus Anwendersicht gibt es fünf Schritte, mit denen man die sichere Digitalisierung des eigenen Unternehmens meistert.
funkschau: Wie sehen diese Schritte für die sichere Digitalisierung aus?
Abolhassan: Zunächst muss eine klare Entscheidung für die zum Unternehmen passenden Cloudlösungen getroffen werden. Denn Voraussetzung für eine optimal aufgestellte IT ist die Cloud – von Services, die in der Cloud entwickelt werden, bis zu kompletten Alt-Systemen, die in die Cloud verlagert werden. Nur sie kann die Masse an Daten zentral sammeln, speichern und auswerten und so maximalen Nutzen aus digitalen Technologien ziehen – selbst wenn der Datenberg weiter wächst. Ob On-Premise-System, Private, Public oder Hybrid Cloud, das Zusammenspiel unterschiedlicher Cloud-Lösungen muss zu den individuellen Anforderungen passen und so sicher wie möglich sein. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund des Internet of Things. Denn laut IDG werden bis zum Jahr 2020 bis zu 50 Milliarden Dinge vernetzt sein. Die Zahl der Sensoren – weil technisch möglich und wirtschaftlich bezahlbar – nimmt drastisch zu und damit die Datenmenge sowie der mögliche Wert der Erkenntnisse aus diesen Daten. Nur mit dem richtigen Cloud-Mix können Unternehmen diese Potenziale heben. Und diese Daten gilt es bestmöglich zu schützen.
funkschau: Wie können Unternehmen ihre Transformation in eine sichere Cloud angehen?
Abolhassan: Genau dazu gehören im zweiten Schritt die richtigen Umzugshelfer. IT-Abteilungen von Unternehmen sehen sich einer kaum überschaubaren Vielfalt komplexer Cloud-Lösungen gegenüber. Dazu kommt die Qual der Wahl bei den Anbietern. Kosten sind meist schwer im Voraus zu kalkulieren, weil nach Projektstunden abgerechnet wird. Zudem bindet sich ein Kunde häufig langfristig an einen Dienstleister. Hier lohnt sich, Ausschau zu halten nach Alternativen. Und die gibt es: Eine sichere Transformation von Legacy-Applikationen zum Festpreis, auch wenn es hier um hunderte bis tausende von Anwendungen geht, die ineinandergreifen – und darüber hinaus geschäftskritische Prozesse und Infrastrukturen betreffen. Und es gibt auch Outsourcing-Anbieter ohne lange Vertragsbindung, ja sogar mit kurzfristiger Kündigungsfrist. Unternehmen sollten auf IT-Umzugshelfer mit Erfahrung setzen, am besten mit eigenen hochmodernen und zertifizierten Rechenzentren. Auch der deutsche Datenschutz on Top sollte dabei in Betracht gezogen werden. Sie sollten einen Dienstleister wählen, der ernsthaft bereit ist, ihrem Unternehmen einen Teil der Planungs- und finanziellen Risiken abzunehmen.