Es gibt verschiedene Gründe, warum Unternehmen oft noch zu wenig in Cybersecurity-Weiterbildung investieren. Häufig scheitert es nicht an mangelndem Willen, sondern an Überforderung. Das Angebot an Kursen und Zertifikaten ist so groß und mitunter unübersichtlich, dass viele Führungskräfte nicht wissen, wo sie ansetzen sollen. In der Cybersecurity gibt es keinen linearen, klar vorgegebenen Ausbildungsweg. Selbst große Organisationen mit einer eigenen Weiterbildungs-Akademie tun sich schwer, die richtigen Angebote für den Cybersecurity-Bereich zu finden. Hier braucht es eine Spezialistin oder einen Spezialisten, die oder der sich intensiv mit der Thematik beschäftigt und Mitarbeitende individuell beraten kann.
Natürlich kostet Weiterbildung auch Geld. Für eine mehrtägige Schulung können leicht einmal 10.000 Euro anfallen. Zahlt sich diese Investition am Ende aus? Häufig sind CEOs zögerlich. Was, wenn man viel Geld in Mitarbeiter:innen steckt, nur um sie an die Konkurrenz zu verlieren? Der Wirtschafts-Magnat Richard Branson sagt dazu: „Trainieren Sie Leute gut genug, sodass sie wechseln können. Behandeln Sie sie gut genug, sodass sie das nicht wollen.“ Es gibt vieles, was Unternehmen für die Mitarbeiterbindung tun können – zum Beispiel für eine gute Work-Life-Balance zu sorgen und eine attraktive Unternehmenskultur zu schaffen. Auch die Möglichkeit, im Homeoffice und remote zu arbeiten, spielt heute eine entscheidende Rolle. So sagen mehr als die Hälfte der Cybersecurity-Professionals in der ISC-Studie, dass sie kündigen würden, wenn dies nicht mehr gegeben ist.
Damit sich Weiterbildung auszahlt, ist es nicht nur wichtig, die optimalen Maßnahmen auszuwählen, sondern auch in die richtigen Menschen zu investieren. Es bringt nichts, Schulungen nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen oder Mitarbeitende in Kurse zu zwingen. Motivation ist der Schlüssel zum Erfolg. Es kommt weniger darauf an, welche Vorkenntnisse jemand mitbringt, sondern dass er oder sie sich für Cybersecurity interessiert und lernen möchte. Unternehmen sollten umdenken und auch Quereinsteigern aus anderen Abteilungen eine Chance bieten. Vielleicht gibt es Mitarbeitende, die Cybersecurity spannend finden und sich gerne auf diesem Gebiet weiterqualifizieren möchten. Der eine oder die andere betreibt womöglich sogar zu Hause einen Home Server oder steuert seine Jalousien vollautomatisch je nach Sonnenstand. Gerade in der OT ist es wichtig, Cybersecurity-Weiterbildung zu fördern. Dort ist das Thema noch relativ neu, wird aber immer bedeutender. Um ein ganzheitliches Security-Konzept umzusetzen, müssen Unternehmen sowohl IT als auch OT berücksichtigen und Mitarbeitende aus beiden Bereichen zusammenbringen. Ein externer Berater kann helfen, Brücken zu bauen, gegenseitiges Verständnis zu schaffen und geeignete Weiterbildungsmaßnahmen durchzuführen.
Weiterbildung ist kein Selbstläufer. Unternehmen müssen diesen Bereich aktiv vorantreiben, für entsprechende Angebote werben und Mitarbeitende motivieren. Führungskräfte, die mit gutem Beispiel voranschreiten, und Benefits können dafür Anreize setzen. Das Ziel, sich kontinuierlich zu verbessern, sollte Teil der Unternehmenskultur sein. In der Praxis bedeutet das: Unternehmen müssen Mitarbeitenden Freiraum für Weiterbildung während des Arbeitsalltags zur Verfügung zu stellen. Tatsächlich scheitert Upskilling vor allem an Zeitmangel, so eine Pluralsight-Studie. Diese Zeit freizuschlagen und in Weiterbildung zu investieren lohnt sich. Denn Mitarbeiterentwicklung ist nicht nur ein wirksames Mittel gegen den Fachkräftemangel. Ohne eine Kultur des lebenslangen Lernens werden Unternehmen künftig kaum noch in der Lage sein, mit dem rasanten Technologiewandel Schritt zu halten und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Timmi Hopf ist Business Development Manager Axians IT Security