Cybersecurity ist für Unternehmen essenziell. Doch auf dem Arbeitsmarkt gibt es zu wenig Security-Expert:innen für den wachsenden Bedarf. Um dem entgegenzuwirken, ist die Weiterbildung von bestehendem Personal ein gangbarer Weg. Denn oft schlummert in der Belegschaft ungenutztes Potenzial.
Weltweit fehlen rund 3,4 Millionen Cyber Security-Fachkräfte, so die aktuelle ISC Cyber Security Workforce Study. Allein in Deutschland können rund 104.000 Stellen rein rechnerisch nicht mit geeigneten Expert:innen besetzt werden – über die Hälfte mehr als noch im Vorjahr. Diese Entwicklung ist umso bedenklicher, als der Security-Bedarf in Unternehmen steigt. Durch die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung vergrößert sich die Angriffsfläche. Auch Bereiche wie die Produktion (OT), die lange Zeit weitgehend abgeschottet waren, sind mittlerweile Cyberrisiken ausgesetzt. Gleichzeitig hat sich die cyberkriminelle Szene professionalisiert, und Ransomware ist zu einem boomenden Geschäftsmodell geworden. Mehr als die Hälfte der weltweiten Unternehmen sehen sich aufgrund des Personalmangels einem mittleren bis hohen Risiko für Cyberangriffe ausgesetzt, so die ISC-Studie. 70 Prozent geben an, dass sie nicht effektiv arbeiten können, weil ihnen Security-Fachkräfte fehlen.
Auf dem Arbeitsmarkt ist daher ein regelrechter War for Talents ausgebrochen. Weil das Angebot an verfügbaren Kandidat:innen zu klein ist, versuchen Unternehmen sich gegenseitig Mitarbeitende abzuwerben. Zwar bilden etliche Universitäten mittlerweile Nachwuchskräfte im Bereich Cybersecurity aus, aber die Zahl der Absolvent:innen hält der Entwicklung nicht Schritt. Viele Unternehmen setzen daher auf Managed Security Services, um Skills-Lücken durch externe Spezialist:innen zu schließen. Das kann das Problem jedoch nur teilweise lösen. Zwar kann ein Managed Services Provider (MSP) viele Security-Aufgaben übernehmen und mit Know-how unterstützen, er braucht aber immer noch einen kompetenten Gegenpart im Unternehmen, der eng mit ihm zusammenarbeitet, interne Prozesse kennt und Entscheidungen trifft. Ganz ohne eigenes Security-Wissen geht es also nicht. Aber woher nehmen? Statt aufs Recruiting zu fokussieren, sollten Unternehmen mehr in ihre bestehenden Mitarbeiter:innen investieren und sie weiterqualifizieren. Oder um es mit den Worten des Finanzmoguls Warren Buffet zu sagen: „Die wichtigste Investition, die du tun kannst, ist die in dich selbst.“
Weiterbildung ist ein effektives Mittel gegen den Fachkräftemangel, das viele Unternehmen bisher noch zu wenig ausschöpfen. Zwar führen die meisten mittlerweile Schulungen zur Security Awareness durch, um die Belegschaft für sicherheitsbewusstes Verhalten und Cyberrisiken zu sensibilisieren. Das sollte heute ohnehin Standard sein. Doch nur wenige bemühen sich bisher, eigene Security-Fachkräfte aus- oder weiterzubilden. Dadurch vergeben Unternehmen nicht nur die Chance, vorhandenes Potenzial zu heben, sondern laufen auch Gefahr, Mitarbeitende zu verlieren. Denn fehlende Entwicklungsmöglichkeiten sind laut der ISC-Studie einer der Hauptgründe, warum Cybersecurity-Professionals den Arbeitgeber wechseln – gleich nach „mehr Gehalt“ und einer besseren Position. Umgekehrt steigert Weiterbildung die Mitarbeiterzufriedenheit und fördert die Bindung.