Einige M&A-Deals in der deutschen VAD-Branche zeigen: Mit dem Einstieg eines Investors gewinnen IT-Unternehmer mehr als sie an Freiheiten zu verlieren glauben. Venture Capital ist reichlich vorhanden, Ängste vor oft unberechenbaren Investoren aber nach wie vor vorhanden.
Nach nicht einmal zwei Jahren war die Erfolgsgeschichte des VAD Ebertlang für Karsten Eibes und Christoph Kauter schon zu Ende geschrieben. Die Gründer von Beyond Capital Partners verkauften die Mehrheit am Distributionsspezialisten aus Wetzlar wieder und reichten sie weiter an HQ Equita, einer Beteiligungsgesellschaft aus dem Umfeld des Milliardärs und BMW-Erben Stefan Quandt. Sicher keine schlechte Adresse für einen mittelständischen VAD, aber die Ebertlang-Gründer dürften doch sehr überraschend gewesen sein, als ihnen der erste VC den überraschenden Ausstieg vom Einstieg nach so kurzer Zeit angekündigt hatte.
Streit soll es keinen gegeben haben und ihre geplante Expansion können die Ebertlang-Geschäftsführer auch unter dem neuen Gesellschafter weiter schmieden. Denn wie CRN aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, habe dem erst 2015 gegründeten Beyond Capital Partners ein »Track Record« im Portfolio gefehlt, der Nachweis nämlich eines erfolgreichen Exits einer Beteiligung, um wiederum Kapital aus der Private Equity-Szene für den Kauf weiterer Unternehmen einwerben zu können.
Es gibt sicher folgenschwerere Auswirkungen einer als langfristig angekündigten Partnerschaft wie im Fall zwischen oben genanntem Investor und VAD, die rasch wieder zu Ende gegangen war. Das Beispiel bestätigt den ein oder anderen Unternehmer aus etablierten IT-Firmen in seinen Vorbehalten, sich aus Angst vor Fremdbestimmung, Verlust von Flexibilität und schließlich einer generellen Unberechenbarkeit besser nicht mit Investoren einzulassen. Oder sich nicht dauernd »in den Hintern treten« zu lassen, »damit ich schneller laufe, als ich kann«, wie Prianto-Gründer William Geens gegenüber CRN zu bedenken gibt.
Nun lassen sich immer tragische wie auch beiderseitig lohnende Verbindungen mit dem Kapital finden. Repräsentativ sind Fallbeschreibungen eher nicht, denn die Venture Capital-Branche ist in unterschiedliche Geschäftsmodelle wie Branchenfokus oder Beteiligungsvolumina sehr fragmentiert. Setzen sich geschäftsführende Gesellschafter eines Unternehmens vor dem Einstieg eines Investors nicht mit dessen Erwartungshorizont gründlich auseinander, sind Enttäuschungen - auf beiden Seiten - programmiert.