MRM-Geschäftsführer Ernesto Schmutter

»Keinen Götzendienst rund um die Cloud leisten«

4. Februar 2021, 18:31 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Neue Lizenzbedingungen bei Microsoft: »Ein Versuch, Abhängigkeiten zu erhöhen«

Ernesto Schmutter
Einst noch auf dem Cloud-Thron der Distribution, schlägt Ernesto Schmutter heute nachdenklichere Töne an
© ICT CHANNEL

ICT CHANNEL: Auf der anderen Seite wechseln viele Unternehmen in die Cloud und setzen dadurch Lizenzen frei. Wirkt sich das spürbar auf das Angebot und die Preise im Markt für gebrauchte Software aus?
Schmutter: Ich kann nicht sagen, dass es spürbar leichter geworden ist, dank zunehmender „Cloudifizierung“ oder auch steigender Insolvenzen, Unmengen von begehrten Volumenlizenzen anzukaufen. Das liegt daran, dass das Bewusstsein, um die Möglichkeit der Veräußerung brachliegenden Kapitals noch immer nicht in allen Köpfen angekommen ist. MRM ist in Sachen Ankauf sowohl strategisch als auch budgetär sehr gut aufgestellt und vernetzt, um die Preise wie auch in 2020 für unsere wachsende Partnerlandschaft stabil und gleichermaßen für Endkunden attraktiv zu halten.
In diesem Jahr 2021 werden wir das Momentum noch stärker nutzen, denn was dem einen Unternehmen nicht mehr nutzt, kann für ein anderes sehr wertvoll sein. Viele On-Premise-Lizenzen werden jetzt frei, und MRM wird sie zu fairen Konditionen ankaufen. Aus der Krise entstehen neue Geschäftsmodelle, neue Unternehmen und wir geben ihnen die Chance auf schlanke Investitionen in ihre Digitalisierung.

ICT CHANNEL: Nachdem der Gebrauchtsoftwarehandel jahrelang willkommener Steigbügelhalter für den Cloud-Einstieg war, hat Microsoft den Cloud-Boom dazu genutzt, das Halten der Alt-Lizenzen zur Vorbedingung für rabattierte Microsoft-365-Angebote »From SA« zu machen. War das aus Ihrer Sicht ein legitimer Schritt?
Schmutter: Nachvollziehbar aus unternehmerisch, strategischen Gesichtspunkten des Herstellers ja, legitim aus Sicht der betroffenen Kunden würde ich in Frage stellen wollen. Es ist schlussendlich ein Versuch, Abhängigkeiten zu erhöhen und die Abgabe der Digitalen Souveränität der Kunden auszunutzen.

ICT CHANNEL: Welche Auswirkungen hatte das für den Markt und die Betroffenen?
Schmutter: Die Auswirkungen waren bisher weniger spürbar als anfangs von uns und der gesamten Branche angenommen. Es gibt jetzt schon viele Beispiele und Cases, bei denen der Verkauf dennoch besser für die Unternehmen ist und auch umgesetzt wird. Ich gehe davon aus, dass viele der betroffenen Unternehmen in der Lage sein werden, diesen Punkt bei Migration wegzuverhandeln.

ICT CHANNEL: Hat das zu einem spürbaren Rückgang der verfügbaren Lizenzen im Einkauf geführt?
Schmutter: Bisher nicht, nein. Wir gehen auch davon aus, dass die Situation unverändert bleibt. Schließlich steht es jedem Unternehmen frei, das zu tun, was wirtschaftlich und strategisch am vorteilhaftesten ist; kurz- und langfristig.

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