Die beschriebenen Fälle sind weit weniger spektakulär, um daraus abenteuerliche Science-Fiction-Filme zu drehen: Drei Erfassungsteams der Stadt Graz inspizierten Jahr für Jahr rund 100.000 Quadratmeter Straßen, um Schlaglöcher zu entdecken. Nun tun das einigen Privatautos. Sensoren am Fahrzeugboden erfassen den Zustand der Straßen und übermitteln GPS-Position, Datum und Uhrzeit. In einer Heatmap zeigt sich das so: Kleinere Probleme sind violett, mittelgroße Probleme grün bis gelb, große Probleme rot. Die einzelnen Problemstellen können punktgenau kommuniziert und anschließend nach Priorität repariert werden. Sucht man in diesem Praxisbeispiel nach dystopischem Potenzial, könnte man nach dem Verbleib der städtischen Erfassungsteams fragen. Zu deren Schicksal erfährt man aus dem Bitkom-Leitfaden nichts.
Noch zu wenig Automation
Schlaglöcher suchen ist sicher kein Traumberuf, gleichwohl für die Sicherheit unerlässlich, wie veraltete Firmware und fehlende Updates auf Clients festzustellen und zu aktualisieren. Techniker im Systemhaus tun dies – hoffentlich – so automatisiert, dass sie sich spannenderen und innovativeren Themen und Projekten ihrer Kunden zuwenden können. Interne Prozesse, die immer wieder gleich ablaufen, zu automatisieren, müssten viele IT-Firmen längst abgeschlossen haben – denkt man. Schließlich spielen Automation und der Einsatz von Tools zur Effizienzsteigerung auf jedem Event eines RMM-Herstellers eine große Rolle. Die Möglichkeiten, die die von MSPs eingesetzten Plattformen bieten, scheinen sich nicht herumgesprochen zu haben. Man müsste auf mehr Aufklärung über Einsparpotenziale setzen, ist sich Michael Bölk, Leiter des Geschäftsbereiches Professional Services DACH bei ADN sicher (zum Interview).
Storage Tiers bei Infinidat
KI begegnet Systemhäusern aber auch zunehmend in den Produkten der Hersteller integriert, die sie ihren Kunden erklären müssen, bevor sie sie verkaufen. Sie selbst können die Funktionalitäten sicher nicht in jeder Tiefe analysieren. Müssen sie auch nicht. Die Vorarbeit haben VADs erledigt, bevor sie Produkte mit KI-Versprechen an den Fachhandel vertreiben. Beispiel Storage. Seine All-Flash-Lösungen und hybriden Storage Arrays bewirbt Infinidat mit einer intelligenten Software. Kernstück ist das „Neural Cache“. Dieser setze Machine-Learning-Algorithmen ein, um unabhängig vom Speichermedium die bestmögliche Performance zu gewährleisten. „Wir können so Speicher mit Topleistung bei gleichzeitiger Einfachheit und bestem Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten“, sagt Nevzat Bucioglu, Infinidat-Chef DACH.
KI und Cybersicherheit
Nicht mehr wegzudenken ist KI im Einsatz bei Cybersicherheit. Laut Capgemini halten zwei Drittel aller Unternehmen KI-Tools für unabdingbar, um kritische Bedrohungen in ihren Netzwerken erkennen zu können. Das Tempo der Einführung von KI in der Cybersicherheit steige, mit den Ergebnissen sind die Unternehmen offenbar zufrieden. Drei von fünf Firmen sagen, dass der Einsatz von KI die Präzision und die Effizienz der Cyberanalysten erhöht habe, berichtet Capgemini.
Gegenseite schießt mit KI zurück
Freilich bedient sich auch die Gegenseite dieser Innovationen, womit wir wieder bei der „bösen“ KI wären. Neuerdings hört man viel über den CEO Fraud: Deep Fake-Software lernt schnell vom Original und kann Stimmen und Videos eines Chefs täuschend echt imitieren (ICT CHANNEL: So einfach ist Deep Fake). Hunderte von falschen CEOs haben bereits Überweisungen veranlasst, die düpierte Buchhalter auf deren Konten transferiert haben.
Patriarchen-Reiche besonders gefährdet
Allein in Deutschland meldet die Kriminalstatistik 2016 eine Verdreifachung der Schadenssumme auf über 75 Millionen Euro. Firmen wie Trigema wären geradezu prädestiniert für diesen mittels KI-Plattformen durchgeführten Betrug: „Patriarchalisch-autoritär geführt, Zweifel und Widersprüche nicht erwünscht“, charakterisiert Rechtsanwalt Jesko Baumhöfener aus Hamburg ein wenig aus der Zeit gefallene Unternehmerfürsten wie Noch-Trigema-Chef Wolgang Grupp. Tochter Bonita oder Sohn Wolfgang Grupp Junior (je nachdem, wer das Rennen um die Nachfolge gewinnt) werden jedenfalls beizeiten dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter vom intelligenten KI- oder einfachen Phishing-Betrug per Mail verschont bleiben. Ein professionelles Pen-Testing vom externen IT-Dienstleister und Sensibilisierung durch Mitarbeiterschulung würden wir einem warnenden Zeigefinger des Trigema-Patriarchen vorziehen.